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Neues Leben in Transsilvanien

Die kleine elektrische Pumpe hat normalerweise ein leichteres Leben im Dienst des Ehepaars, das im Haus über dem Kirchenraum wohnt. Aber am Sonntag, 23. August 2020, waren über 20 Personen zu einem ganz besonderen Anlass auf dem frisch gemähten Vorgarten gekommen.
 
Das Füllen des Taufbeckens aus dem Brunnen des Hauses im ländlichen Dorf Micesti (Rumänien) ging nur langsam voran. Es brauchte über tausend Liter Wasser, um den alten verzinkten Stahltank zu füllen, und ein zu schnelles Pumpen hätte den Brunnen am Ende des Sommers trockenlegen können.
 
Es war die Taufe von Dada, einer jungen Frau, die an diesem Tag einen besonderen Schritt machen und Bekennendes Glied der Evangelisch-methodistischen Kirche werden wollte. Und nicht nur wegen dieser Taufe war der Tag etwas ganz Besonderes – vielmehr war es auch das erste Mal seit dem Erlass strenger Covid-19-Einschränkungen im März 2020, dass so viele Mitglieder der kleinen Dorfgemeinde zusammenkommen und Gottesdienst feiern konnten. Während der kleine Kirchenraum im Innern des Hauses sie zwar im Notfall hätte aufnehmen können, wurde draussen ein Zelt als Sonnenschutz aufgestellt, sodass der Gottesdienst unter freiem Himmel stattfinden konnte. Der Schatten war sehr willkommen, war es doch ein warmer Tag; die Temperatur war bereits auf 25 Grad gestiegen, bevor nur schon alle Gäste eingetroffen waren und der Gottesdienst endlich beginnen konnte.
 
Die Geschichte der 16-jährigen Dada gibt einen Einblick in das, wofür diese kleine methodistische Gemeinschaft in Transsilvanien (Siebenbürgen) steht. Sie und ihre Schwester wurden schon sehr früh von ihrer Mutter verlassen. Die Armut im ländlichen Rumänien kann hart sein, und als Rumänien der EU beitrat, ging ihre Mutter, wie so viele andere junge Erwachsene, auf der Suche nach Arbeit und einer besseren Zukunft nach Westeuropa. Der Vater konnte nicht mit der Situation umgehen; Armut und Alkoholkonsum verunmöglichten ihm schliesslich, sich um die beiden jungen Mädchen zu kümmern. Ihr Weg ins Waisenhaus schien vorgezeichnet zu sein, bis Hilfe in Form eines christlichen Ehepaares aus dem Dorf kam. Lucian und Dana sprangen ein, um den beiden Mädchen das liebevolle und sichere Zuhause zu geben, das sie brauchten, einen Ausweg aus ihren ärmlichen Verhältnissen und Zugang zu einer Schule in der Stadt. In den letzten zehn Jahren sind Dada und ihre Schwester erwachsen geworden, unterstützt von dieser Adoptiv-Familie und der Kirche, zu der sie gehören.
 
Der Gottesdienst wurde von Pastor Rares Calugar geleitet, dem ersten rumänischen methodistischen Pastor und heutigen Superintendenten der EMK in Rumänien. Seine eigene Geschichte ist an sich schon ein Wunder, angefangen mit Predigten für Feldarbeiter von einem Heuwagen herunter bis hin zur pastoralen Tätigkeit in dieser ländlichen Gemeinde. Andere Mitglieder der EMK in Rumänien bringen Hoffnung durch eine Reihe gemeinnütziger NGOs, die in Cluj-Napoca und darüber hinaus arbeiten: «ALFA GRUP» und «RAZA» bieten Unterstützung und Gemeinschaft für Waisenkinder, die aus der Fürsorge in die Selbständigkeit entlassen werden, «Transylvania Seeds» unterstützt durch ein Fussball-Programm die Integration von Roma-Waisen in die breitere Gemeinschaft, «Asociatia Oameni Buni» koordiniert die Hilfe zur Selbsthilfe und Unterstützung für Krebsüberlebende - und in Sibiu haben der methodistische Pastor Cristian Istrate und seine Frau Ligia den Betrieb eines von der Schliessung bedrohten Dorfwaisenhauses übernommen.
 
Durch diese und andere Einsatzgebiete tut die kleine Kirche alles, was sie kann, um Gottes Mission zu erfüllen: Im Namen von Jesus Christus bietet sie bedingungslose Liebe und Hoffnung an und heisst Gläubige aller religiösen Hintergründe und auch ohne jeglichen Glaubensbezug willkommen. Ihre Pastoren werden gebeten, Ehen von Paaren zu segnen, die aus gemischten ethnischen oder religiösen Gemeinschaften stammen, und sogar ihr Versammlungsort in Cluj-Napoca wird sowohl mit einer Gruppe evangelikaler Orthodoxer als auch mit einer messianisch-jüdischen Gemeinschaft geteilt. In einem kleinen Dorf in Rumänien sind diese Taufe und die Kirche, zu der diese Gläubigen gehören, ein strahlendes Licht in dunklen Zeiten.
 

Quelle: Duncan und Ros Smith / Foto: Duncan Smith