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Einladung zur Veränderung

Die 97. Tagung der Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Polen fand vom 14. bis 17. Juni 2018 in Kraplewo statt.

Das nordostpolnische Dorf Kraplewo beherbergte die 60 Personen umfassende Jährliche Konferenz der EMK in Polen zum ersten Mal – und es gab gleich zwei Jubiläen zu feiern: Zum einen sind es 170 Jahre her, seit das Gebäude zu einer Kapelle umgebaut worden ist. Pfarrer Jean-Marc Bittner, Delegierter der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika, bezeichnete die einzigartige Kapelle als «einzige Sehenswürdigkeit des Dorfes» und somit als eine herzliche «Einladung, schöne Gottesdienste zu erleben». Zum anderen sind es 100 Jahre her, seit Polen seine Unabhängigkeit erlangt hat – ein Ereignis, das auch in einem der Gottesdienste aufgenommen wurde.
 
«Einladung zur Veränderung» – dieses Thema zog sich durch das ganze Programm. Eine Veränderung, die sich bewährt hat, ist das vor einem Jahr angenommene neue Interne Statut. Die ersten damit gemachten Erfahrungen können als positiv bezeichnet werden.
 
Als Herausforderung wird hingegen da und dort der Generationenwechsel angesehen. So gibt es manchmal Spannungen zwischen denjenigen, welche der Tradition treu bleiben wollen, und denjenigen, welche gerne Neues einführen wollen. Andererseits gibt es auch Gemeinden, welche klein geworden sind, weil die jüngere Generation ganz einfach nicht mehr da ist. Der fehlende Nachwuchs prägt dann nicht nur die Gemeinden, sondern er zeigt sich auch darin, dass mehrere Pfarrer vor dem Eintritt in den Ruhestand stehen, dass es aber keine neuen Bewerberinnen oder Bewerber für den Weg in den ordinierten Dienst gibt. Es ist aber hoffnungsvoll, dass die Generation der jüngeren Pfarrpersonen erfreulich viel Verantwortung zu übernehmen bereit ist – und dies nicht nur auf lokaler Ebene.
 
Der Kirchenvorstand veränderte sich in seiner Zusammensetzung – mit der pensionierten Juristin Bogomila Dominiak-Kochanowska wurde nicht nur seit längerer Zeit wieder eine Laienperson, sondern zum ersten Mal überhaupt eine Frau gewählt. Gemäss dem neuen Internen Statut musste zudem ein neuer Leitender Superintendent für die Amtszeit 2019-23 gewählt werden. Im Nominationswahlgang erhielt der bisher amtierende Andrzej Malicki bereits eine deutliche Mehrheit. Da der Bischof – gemäss neuem Internen Statut – aus den drei Personen mit den meisten Stimmen den neuen Leitenden Superintendenten berufen soll, wählte er Andrzej Malicki mit Freude und Überzeugung. Die Amtszeiten der Distriktssuperintendenten laufen noch weiter: Slawomir Rodaszynski, Waldemar Eggert und Jozef Bartos werden ihre Aufgabe also weiterhin zusätzlich zu ihrem Dienst als Pastor einer oder mehrerer Gemeinden wahrnehmen.
 
Gleich bleibt auch, dass die EMK mit ihren rund 2‘300 Bekennenden Gliedern und rund 1‘500 weiteren Teilnehmenden an Gemeindeanlässen zwar nur gerade 0,01% der Christen repräsentiert. Die Kirche ist aber ökumenisch sehr gut vernetzt, und dank der Radio- und Fernseharbeit vermag sie immer noch Menschen im ganzen Land zu erreichen. Auch an der Jährlichen Konferenz in Kraplewo wurde je ein Gottesdienst via Radio und TV übertragen.
 
Die polnischen EMK-Gemeinden sind teilweise recht weit voneinander entfernt. Es werden deshalb bewusst überregionale Begegnungen durchgeführt, altersgruppenspezifisch und generationenübergreifend, um eine gemeinsame Identität, ein gemeinsames Unterwegssein und eine praktisch gelebte Solidarität zu fördern. Diese überregionalen Begegnungen erweisen sich erfreulicherweise immer mehr als eine Erfolgsgeschichte.
 
Hoffnungsvoll ist auch, dass die Laien in der EMK Polen immer mehr Verantwortung übernehmen – was aber auch einen Bedarf an guten Aus- und Weiterbildungsangeboten nach sich zieht. Zudem gilt es in diesem Zusammenhang immer wieder zu prüfen, welche Aktivitäten abgeschlossen, weitergeführt oder neu begonnen werden sollen. Die englischen Sprachschulen beispielsweise, über viele Jahre hinweg ein wertvolles Wirkungsfeld der EMK über die jeweiligen Gemeindegrenzen hinaus, kämpfen nach wie vor mit rückläufigen Schülerzahlen. Umgekehrt stossen zum Beispiel Beratungs- und Therapieangebote für Suchtkranke auf ein sehr positives Echo, und Menschen mit neuen Perspektiven machen sich zuversichtlich auf einen Weg der Veränderung.
 
Auf der Ebene der Gespräche über die menschliche Sexualität hat die Kirche eine vorwiegend traditionelle Ausrichtung und blickt den bevorstehenden Entscheidungen in dieser Frage mit Sorge entgegen.
 
Quelle: Pfarrer Jean-Marc Bittner, Montélimar (Frankreich) / Sekretariat des Bischofs, Zürich (Schweiz)

Foto: EMK Kraplewo - zum ersten Mal Tagungsort der Jährlichen Konferenz in Polen