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Häftling Nummer 86356

Ende Dezember 2017 wurde Jadwiga Bogucka-Regulska auf dem Brodnowski-Friedhof in Warschau zu Grabe getragen. Sie war nicht nur ein engagiertes Mitglied der EMK-Gemeinde in Warschau, sondern gehörte auch zu den letzten noch lebenden Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.
 
Jadwiga Bogucka-Regulska wurde am 20. November 1925 in Warschau geboren. Die als Warschauer Aufstand in die Geschichte eingegangene militärische Erhebung der Polnischen Heimatarmee gegen die deutschen Besatzungstruppen war erst einige Tage alt, als die damals 18-Jährige am 12. August 1944 zusammen mit ihrer Mutter aufgegriffen und deportiert wurde. Zuerst landete sie in einem Transitlager in Pruszków. Von dort wurde sie mit dem ersten Transport, zusammen mit ihrer Mutter und rund 4'000 weiteren Frauen und Kindern, ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überführt, wo sie die Häftlings-Nummer 86356 erhielt.
 
Dass Jadwiga Bogucka-Regulska diese Hölle überlebte, führte sie auf die Bewahrung Gottes zurück, wie sie bis zuletzt zum Ausdruck brachte – und wie es auch der auf ihrer Todesanzeige stehende Vers aus Psalm 62 bekräftigt: «Bei Gott allein findet meine Seele Ruhe, von ihm kommt meine Hilfe.» Ihr Zeugnis bewegte und ermutigte viele Menschen ganz unterschiedlicher Generationen – bis weit über ihr Umfeld hinaus.
 
Jadwiga Bogucka-Regulska war nicht nur jahrzehntelang ein treues und engagiertes Mitglied der evangelisch-methodistischen Gemeinde in Warschau. Von 1959 bis 1983 arbeitete sie zudem als Sekretärin in der Kanzlei der Evangelisch-methodistischen Kirche in Polen. Sie beteiligte sich bis zuletzt am Leben der Kirche und nahm noch im vergangenen Sommer an den «Tagen der Erneuerung» der Kirche teil.
 
Am 19. Dezember 2017 verstarb sie im hohen Alter von 92 Jahren. Im Trauergottesdienst, der von Superintendent Andrzej Malicki und von Pastor Zbigniew Kaminski geleitet wurde, nahmen viele Menschen Abschied von einer Frau, die auch in unvorstellbaren Zeiten an Gott festhielt und ihr Vertrauen auf ihn setzte.
 
Quelle: www.metodysci.pl / Urs Schweizer, Sekretariat des Bischofs, Zürich