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Entscheidung für die Hoffnung

Vom 31. Mai bis 5. Juni 2018 fand in Novi Sad (Serbien) die Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) statt. Die Gedanken zum Tagungsthema «Ihr werdet meine Zeugen sein» (Apostelgeschichte 1, 8) kulminierten in einer Schlussbotschaft, die nun an alle KEK-Mitgliedskirchen verschickt worden ist, und die auch zwei Monate nach der Grossveranstaltung nichts von ihrer Bedeutung verloren hat.

Die KEK-Vollversammlung 2018 fand in einer Zeit der Verunsicherung und Ungewissheit in Europa statt – und dazu an einem Ort, an dem in Konfliktzeiten der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Brücken über die Donau zerstört worden waren. Die Schlussbotschaft erinnert deshalb an die vielen Menschen, die derzeit den Verlust ihrer Würde erleben, unter Machtmissbrauch leiden sowie Ausbeutung, Armut und Elend erfahren. Es ist die Rede von einem Scheideweg und Kreuzungspunkt Europas – aber auch von einer Vision und Hoffnung für die Zukunft dieses Kontinents. Christinnen und Christen in ganz Europa werden aufgerufen, als Brückenbauerinnen und Brückenbauer tätig zu sein – nach dem Vorbild von Jesus Christus und durch die transformierende Kraft ihres Glaubens.
 
«Wir werden Zeuginnen und Zeugen Christi sein, 
• indem wir Christi Einladung der rettenden Liebe und Gnade an die Welt bezeugen. 
• indem wir zusammenkommen, um unsere ökumenische Gemeinschaft zu geniessen und ihre Vielfalt und Fülle als Geschenk Gottes für uns anzunehmen. 
• indem wir bekräftigen, dass jede und jeder nach dem Bild und Ebenbild Gottes geschaffen ist und folglich eine angeborene Würde besitzt. 
• indem wir eine inklusive Gemeinschaft bilden, die sich dem Wohlergehen von Frauen und Männern verpflichtet, Menschen willkommen heisst und die Menschenwürde aller schützt. 
• indem wir eine generationenübergreifende Gemeinschaft sind, die die Stimmen der Jugend und jungen Menschen wertschätzt, da sie nicht nur unsere Zukunft, sondern auch unsere Gegenwart sind. 
• indem wir Solidarität zeigen mit unseren Schwestern und Brüdern in Christus in Europa und darüber hinaus. 
 
Wir werden Christus suchen und Gerechtigkeit üben, 
• indem wir Einzelpersonen, Institutionen und Kirchen drängen, sich für ein Ende der Gewalt, der Verfolgung und der Diskriminierung einzusetzen und sich für Religions- und Glaubensfreiheit zu engagieren. 
• indem wir nach Versöhnung und der friedlichen Beilegung von Konflikten streben. 
• indem wir denjenigen zur Seite stehen und diejenigen bestärken und ihnen zuhören, die mundtot gemacht werden oder an die Ränder unserer Kirchen, Gemeinschaften und Welt gedrängt werden. 
• indem wir mit Gottes Schöpfung sorgsam umgehen und uns für ökologische und Klimagerechtigkeit sowie eine nachhaltige Zukunft für unseren Planten engagieren. 
 
Wir werden Christus dienen und Gastfreundschaft anbieten und empfangen, 
• indem wir Flüchtende und Fremde aller Religionen und Weltanschauungen grosszügig und offenherzig willkommen heissen. 
• indem wir uns in Dialogen engagieren, von unserem christlichen Glauben erzählen und voneinander lernen. 
• indem wir unsere Stimme erheben, um Spaltung, Ausgrenzung und Marginalisierung zu überwinden und uns für die Menschenrechte sowie für sozio-ökonomische Gerechtigkeit für alle einsetzen. 
• indem wir die Gastfreundschaft begreifen und würdigen, die Gott uns mit der Schöpfung der Welt entgegengebracht hat, und indem wir uns für die Bewahrung der Schöpfung engagieren. 
 
Wir rufen die Mitgliedskirchen und alle Menschen auf, mit uns gemeinsam Europa zu formen und zu gestalten, wo wir zum Wohle Aller auf unserem Kontinent und in unserer Welt Brücken bauen.»
 
Quelle: Konferenz Europäischer Kirchen, Brüssel

Foto: Bischof Patrick Streiff während eines Vortrags an der KEK-Vollversammlung 2018 in Novi Sad