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Aufatmen in Bulgarien

Das bulgarische Parlament hat die definitive Fassung des neuen Religionsgesetzes verabschiedet – nachdem zuvor die restriktivsten Bestimmungen aus dem Text entfernt worden waren. Vertreter der Evangelischen Kirchen brachten ihre grosse Erleichterung zum Ausdruck.
 
In einer ersten Fassung hatte das neue Religionsgesetz in Bulgarien noch Bestimmungen enthalten, welche die künftige Tätigkeit vieler Kirchen – auch jene der EMK – massiv eingeschränkt und letztlich sogar existenziell bedroht hätten. So war zum Beispiel vorgesehen, die finanzielle Unterstützung von Glaubensgemeinschaften in Bulgarien durch Organisationen im Ausland zu stoppen. Zudem war die Anerkennung von Geistlichen, die ihre theologische Ausbildung ganz oder teilweise im Ausland absolviert hatten, in Frage gestellt. Was im Kern gegen radikal-islamische Einflüsse gerichtet sein mochte, hätte gerade auch die EMK als internationale Kirche hart getroffen. Zudem wäre die Wahrnehmung der Aufsichtsfunktion durch den Bischof der EMK in der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa, Bischof Patrick Streiff, massiv erschwert worden.
 
Es folgte eine Zeit des Betens – und eine Zeit intensiver Gespräche sowie konkreter Aktionen. In zahlreichen Medien wurde über die Entwicklung berichtet, unzählige Briefe und Emails an Entscheidungsträger in Bulgarien wurden geschrieben, und ausländische Regierungsvertreter sowie europäische Organisationen – darunter nicht zuletzt auch die Konferenz Europäischer Kirchen – setzten sich für die Religionsfreiheit in Bulgarien ein. Daneben fanden während rund sieben Wochen auch zahlreiche friedliche Gebets- und Protestveranstaltungen statt – in der bulgarischen Hauptstadt Sofia genauso wie in anderen Städten des Landes.
 
Alle diese Bemühungen und Aktionen haben eine positive Wirkung erzielt: Das bulgarische Parlament hat schliesslich vor der Schlussabstimmung jene Bestimmungen, welche die EMK und andere Minderheitskirchen am meisten diskriminiert hätten, aus dem Text gestrichen. Damit ist der Weg geebnet worden für ein Gesetz, das zwar vorsieht, dass orthodoxe und muslimische Geistliche ihre Gehälter künftig vom Staat erhalten, das aber auch die Anliegen und Perspektiven von Angehörigen kleinerer Glaubensgemeinschaften ernst nimmt. Die vielfältige internationale Vernetzung gerade auch der EMK hat somit Früchte getragen. Entsprechend erleichtert und dankbar haben sich Verantwortliche der EMK in Bulgarien geäussert. Es soll jedoch nicht beim Aufatmen bleiben; vielmehr sollen die Gemeinden auch weiterhin Orte der Hoffnung und des Segens sein und damit unter Beweis stellen, dass die Parlamentarier gut daran getan haben, den Dienst der EMK in Bulgarien nicht einzuschränken oder gar zu gefährden.
 
Quelle: Sekretariat des Bischofs Patrick Streiff, Zürich