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Achtung und Vertrauen trotz Unterschieden

Vom 11. bis 13. Januar 2019 trafen sich in Braunfels (Deutschland) die europäischen und eurasischen Delegierten an die ausserordentliche Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche Ende in St. Louis (USA).
 
Es ist kein Geheimnis, dass es unter den 40 europäischen und eurasischen Generalkonferenz-Delegierten unterschiedliche Verständnisse der menschlichen Sexualität gibt – und unterschiedliche Ansichten, wie für die EMK der beste Weg in die Zukunft aussehen soll. Auch als sich diese Delegierten im Januar 2019 in Braunfels (Deutschland) trafen, um Gottesdienste zu feiern, zu beten, sich auszutauschen, nachzudenken und Gemeinschaft zu gestalten, wurde diese Tatsache recht deutlich.
 
Das Ziel dieses Treffens bestand darin, den Frauen und Männern aus Europa und Eurasien eine Gelegenheit zu bieten, einander zu begegnen und sich im gemeinsamen Beten und Nachdenken auf die bevorstehende ausserordentliche Generalkonferenz-Tagung vorzubereiten. Die Bischöfe Patrick Streiff, Harald Rückert, Eduard Khegay und Christian Alsted leiteten die gottesdienstlichen Feiern und die Gespräche im Plenum.
 
In Kleingruppen mit Personen aus jeweils allen Bischofsgebieten diskutierten die Delegierten sowohl den Bericht der Kommission «Ein Weg in die Zukunft» (Commission on a Way Forward) als auch andere Anträge. In den Gesprächen hoben die Teilnehmenden besonders hervor, inwiefern die verschiedenen Anträge in ihren Augen herausfordernd oder problematisch sind. Sie diskutierten auch mögliche Veränderungen zur Verbesserung der vorliegenden Vorschläge. Die grösste Aufmerksamkeit erhielten der «Entwurf zur Bewahrung der Einheit der Kirche» (One Church Plan) sowie der «Entwurf zur Bewahrung der bestehenden Ordnung» (Traditional Plan). Daneben wurde aber auch ein kurzer Blick auf jene Anträge geworfen, die zusätzlich zum Bericht der Kommission «Ein Weg in die Zukunft» eingereicht worden waren. 
 
Wichtiger Gesprächsgegenstand war die Frage, welche Auswirkungen die verschiedenen Antragspakete auf die einzelnen Jährlichen Konferenzen und auf die drei europäischen Zentralkonferenzen haben könnten. Die anwesenden Delegierten beschlossen einstimmig, einen Abänderungsantrag zum «Entwurf zur Bewahrung der Einheit der Kirche» einzubringen, der ein rechtliches Vakuum zwischen der ausserordentlichen Generalkonferenz 2019 und den ordentlichen Tagungen der Zentralkonferenzen im Jahr 2021 vorbeugen soll.
 
Die Delegierten dachten auch intensiv darüber nach, wie sie einander am besten unterstützen könnten – jetzt und dann während der Generalkonferenz, vor allem dann, wenn die Spannungen zunehmen sollten. In diesem Zusammenhang wurde die vom Gebet getragene Haltung einer «Überzeugung in Demut» hervorgehoben. Viele brachten aber auch ihre Sorge im Hinblick auf politische Manöver und Lobbying vor und während der Generalkonferenz zum Ausdruck – Verhaltensweisen, die ihrer Ansicht nach nur schwer in Einklang zu bringen sind mit ihrem Verständnis davon, wie eine Kirche in ihren Entscheidungsfindungsprozessen vorgehen müsste.
 
Kultur, staatliche Gesetzgebung und Dienst in den 27 Ländern Europas und Eurasiens mit einer evangelisch-methodistischen Präsenz – von Kasachstan bis Algerien und von Deutschland bis Lettland – sind sehr vielfältig. Doch es ist eine starke, von Liebe, Vertrauen, Gemeinschaft und methodistischer Identität geprägte Verbundenheit, welche die Kirche zusammenhält. Die Tagung zeigte, dass Methodistinnen und Methodisten in Europa und Eurasien feste Überzeugungen haben – dass sie aber nach wie vor in der Lage sind, miteinander im respektvollen Gespräch zu bleiben, einander aufmerksam zuzuhören, einander zu verstehen versuchen, einander Wertschätzung entgegenzubringen und einen Umgang miteinander zu vermeiden, der Gewinner und Verlierer schafft. 
 
Die Delegierten äusserten ihre Sorge im Blick auf die Zukunft der EMK; gleichzeitig war die Atmosphäre jedoch auch von Hoffnung geprägt. Mehrere Anwesende betonten ihren grossen Wunsch, dass es gelingen möge, als Kirche geeint zu bleiben. Im Horizont sehr unterschiedlicher Realitäten in Europa und in Eurasien solle die Kirche gemeinsam die Mission leben, Menschen in die Nachfolge von Jesus Christus zu führen, um so die Welt zu verändern. 

Quelle: Bischof Christian Alsted, Bischofsgebiet Nordeuropa + Baltikum