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Weltweite EMK vor respektvoller Trennung – Kommentar von Bischof Patrick Streiff

In die Auseinandersetzung angesichts der strittigen Fragen zur Homosexualität innerhalb der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) ist Bewegung gekommen. Eine international besetzte Arbeitsgruppe veröffentlichte mit Befürwortung durch den Bischofsrat einen Vorschlag, der eine respektvolle Teilung der weltweiten Kirche beinhaltet.
 
In einem Brief an die Leitungspersonen der EMK in der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa hat nun Bischof Patrick Streiff zum am 3. Januar 2019 publizierten «Protokoll der Versöhnung und Gnade durch Trennung» Stellung genommen. Er unterstütze das Mediationsprotokoll (detaillierte Informationen dazu in englischer Sprache sind hier zu finden) «mit einem traurigen Herzen» und der Hoffnung für die Kirche in der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa, «dass wir andere Wege finden als uns zu trennen». Den genauen Wortlaut des Briefes von Bischof Patrick Streiff finden Sie hier.
 
Dem von der international besetzten Arbeitsgruppe vorgelegten Vorschlag waren Gespräche vorausgegangen, an denen Vertreter der Kirche von innerhalb und ausserhalb der USA beteiligt waren. Auch Meinungsführer der meisten Gruppierungen mit weit auseinanderliegenden Überzeugungen waren einbezogen. Die einstimmige Einigung auf einen gemeinsamen Vorschlag ist das Besondere in dieser Situation. Zugleich soll dieser Vorschlag alle anderen bisher vorliegenden Trennungspläne ersetzen. Er wird den Delegierten der im Mai 2020 in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota tagenden Generalkonferenz zur Beschlussfassung vorgelegt.
 
Die EMK öffnet sich – ein traditioneller Teil spaltet sich ab
Zentral für den jetzt vorgelegten Vorschlag ist der Fortbestand der weltweiten EMK (United Methodist Church) als eine Kirche, in der es weiterhin Platz für verschiedene Frömmigkeitsausprägungen und Überzeugungen geben wird. Hinsichtlich der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und der Ordination homosexueller Personen würde sich die bestehende Kirche öffnen, ohne dass diese Neuausrichtung für alle Teile der bestehenden Kirche umgesetzt werden müsste. Zugleich ist die Bildung einer neuen, traditionell orientierten methodistischen Kirche («new traditionalist Methodist denomination») vorgesehen. Diese würde sich von der EMK trennen und eigenständig strukturieren. Für den Verbleib in der weltweiten EMK sind auf keiner Ebene der kirchlichen Konferenzstrukturen Abstimmungen erforderlich. Im Fall einer Trennung von der EMK gibt es Verfahrenswege mit klaren Regelungen. Ausserdem gehört zur jetzt vorgelegten Vereinbarung die Aussetzung aller Disziplinarverfahren, in denen Personen im ordinierten pastoralen oder bischöflichen Dienst der Verletzung der Kirchenordnung angeklagt sind. 
 
Initiative von ausserhalb der USA 
Der jetzt mit Befürwortung durch den Bischofsrat veröffentlichte Vorschlag beruht auf der Vorarbeit einer 16 Personen umfassenden Gruppe. Diese hatte sich im August 2019 auf Initiative von John Yambasu, des Bischofs der EMK in Sierra Leone, gebildet und sollte vor allem auch die Interessen der in Zentralkonferenzen organisierten Teile der EMK ausserhalb der USA zu Gehör bringen. Zu dieser Gruppe gehörten Vertreter der EMK aus Europa, Afrika und den Philippinen sowie aus den USA. Ausserdem waren Meinungsführer unterschiedlicher Interessengruppen an diesen Gesprächen beteiligt. Unter Anleitung eines hochrangigen Mediators, der in den USA schon viele komplizierte Mediationsprozesse begleitet hatte, einigte sich die Gruppe auf den Vorschlag, der der Generalkonferenz zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden soll. Dieser Vorschlag zur geordneten Trennung sei «das beste Mittel, um unsere Differenzen zu lösen», heisst es in der veröffentlichten Erklärung. Jeder Teil der Kirche könne so «seinem theologischen Verständnis treu bleiben und gleichzeitig die Würde, Gleichheit, Integrität und den Respekt gegenüber jeder Person bewahren».
 
Quelle: www.emk.de / Bischof Patrick Streiff, Zürich