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Ein Wort an die EMK-Gemeinden in Mittel- und Südeuropa

Angesichts der aktuellen Situation bezüglich der Coronavirus-Pandemie hat sich Bischof Patrick Streiff mit einem Brief an alle Gemeinden der Evangelisch-methodistischen Kirchen in Mittel- und Südeuropa gewandt.
 
Vor genau einer Woche habe ich entschieden, dass wir die Tagung des Exekutivkomitees der Zentralkonferenz in Wien nicht absagen. Die Mitteilungen der Regierungen lauteten: «Wir haben die Infektionsketten des Coronavirus unter Kontrolle, aber man muss soziale Distanz einhalten und Veranstaltungen über 50 Personen sind meldepflichtig.» Bereits Mitte der Woche konnten nicht mehr alle nach Wien reisen, die es geplant hatten, und drei Anwesende mussten innert zwei Stunden abreisen, bevor die Grenzen schlossen.
 
Das Coronavirus ist zu einer Pandemie geworden. Wir haben nicht mehr unter Kontrolle, was in einer Woche möglich oder nicht mehr möglich sein wird. Das löst bei vielen Angst aus. Ende letzter Woche kam es zu Panikkäufen. Da und dort kennen Einzelne unter uns Menschen, die positiv getestet wurden und sich Sorgen um ihre Gesundheit machen, besonders wenn Kranke zur Risikogruppe zählen. Und manche unter uns sind im Gesundheitsbereich tätig, der jetzt besonderen Belastungen ausgesetzt ist.
 
Ich bete – gemeinsam mit vielen von euch – dass die Verheissung aus dem 2. Timotheusbrief sich in unserem Leben und kirchlichen Zeugnis bewahrheitet: «Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.» Wir sind nicht mehr in einer Situation, in der alles normal und kontrolliert seinen Gang geht. Doch wir sind als Christinnen und Christen mit Gottes Geist beschenkt, der unser Tun der Liebe und unser besonnenes Handeln jetzt besonders kräftig befördern will.
 
Gestern Sonntag konnten in vielen Teilen des Bischofsgebiets bereits keine Gottesdienste mehr gefeiert werden. Von vielen Orten habe ich gehört, wie kreativ neue Medien benutzt wurden, um die frohe Botschaft in einer verunsichernden Lage hörbar zu machen. Niemand weiss, wie lange das sogenannt «normale» Leben nicht mehr möglich sein wird. Es kann durchaus länger dauern als die Fastenzeit, in der wir jetzt stehen.
 
Gemeinschaft und persönliche Beziehungen sind in unseren methodistischen Gemeinden wichtige Kennzeichen unseres kirchlichen Zeugnisses. Auch wenn wir es nicht mehr mit Händeschütteln oder einer Umarmung ausdrücken können, eröffnen uns moderne Kommunikationsmittel ungeahnte Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu bleiben, anderen liebevoll zuzuhören und mit Besonnenheit Gutes zu tun gegenüber denen, die es jetzt in Ihrem Umkreis am Nötigsten haben.
Dazu wünsche ich Ihnen in den kommenden Tagen und Wochen BeGEISTerung von Gott.
 
Bischof Patrick Streiff, 16. März 2020