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Hoffnungsgemeinde in Budapest – Gemeinde der Hoffnung

In Budapest (Ungarn) gibt es drei Gemeinden der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK). Die Hoffnungsgemeinde («Hope Church») ist zwar die kleinste unter ihnen – aber sie ist von erstaunlicher Strahlkraft, weil sie die Hoffnung nicht nur im Namen trägt, sondern sie auch glaubwürdig lebt.
 
Vor etwa 13 Jahren wurde die damals 50-jährige Györgyi Vályi in die Hoffnungsgemeinde eingeladen. Sie hatte zwar seit ihrer Kindheit kirchliche Veranstaltungen besucht, so etwas zuvor jedoch noch nie gesehen: Die Gruppe war gemischt, auch einige Obdachlose besuchten die Gottesdienste – und da war eine ausgeprägte soziale Sensibilität, welche diese Gemeinde bis heute kennzeichnet.
 
Damals studierten zwei ältere Mitglieder Theologie, und als Györgyi Valyi deren Enthusiasmus sah, wollte sie ihr Wissen ebenfalls durch ein Theologiestudium erweitern. Ohne bestimmtes Ziel. Einfach aus Interesse. Vor allem aber ohne jegliche Ahnung, dass Gott sehr wohl einen Plan für sie hatte.
 
Das Studium neben ihrem damaligen Vollzeitjob war hart – und zusätzlich sorgte sie auch noch jahrelang für ihre bettlägerige Grossmutter. Für Györgyi Valyi ist im Rückblick klar: «Gott hat mir die Kraft für all dies geschenkt.» Ohne seine Hilfe hätte sie wohl aufgegeben.
 
Im Rahmen eines Praktikums in einem Altersheim leitete sie wöchentlich Bibelarbeiten, die sie auch nach Abschluss ihres Studiums mit dem Schwerpunkt «Sozialberatung» weiterführte. Gleichzeitig eröffneten sich ihr in der EMK immer mehr Dienstmöglichkeiten – bis sie von der Kirchenleitung gebeten wurde, die Leitung der Hoffnungsgemeinde in Budapest zu übernehmen.
 
Györgyi Valyi zögerte. Doch dann las sie Johannes 15, 16 – und hatte den Eindruck, Gott würde zu ihr reden: «Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt…» Mit Frieden im Herzen sagte sie Ja zu dieser neuen Herausforderung. Im Rückblick bekennt sie: «Ich begann zu verstehen, dass diese Wende meines Lebens kein Zufall war, sondern Gottes Plan.»
 
Nach einer über 40-jährigen Tätigkeit als Kosmetikerin und Unternehmerin war sie plötzlich wieder eine Anfängerin. Der Dienst in der Kirche stellte sie vor Hürden, die es zu bewältigen galt – «und er lehrte mich Demut», wie sie zugibt. «Ich musste Tag für Tag wachsen und lernen – nicht nur in meiner Kenntnis der Bibel, sondern auch als Leiterin.»
 
Am Ende ihres ersten Jahres wurde sie wegen der vielen Schwierigkeiten unsicher. Sollte dies doch nicht ihr Weg sein? Wieder sprach Gott durch die Bibel zu ihr: «Hör auf meinen Rat! Geh nicht auf ein anderes Feld, um dort Ähren zu sammeln.» (Rut 2, 8) Inmitten der Covid-19-Pandemie wuchs in ihr eine neue Berufungsgewissheit, und sie setzte ihren Dienst fort. Zwar war es zeitweise nicht möglich, sich in den Räumen der Gemeinde zu treffen. Kontakte über das Internet und das Telefon nahmen an Bedeutung zu. Aber die Gemeinde rückte in dieser Zeit fast noch näher zusammen.
 
«Es gibt nicht viele von uns,» weiss Györgyi Valyi. «Etwa 15 bis 20 Menschen versammeln sich regelmässig zu den Gottesdiensten.» Als Einzelkämpferin fühlt sie sich deswegen jedoch nicht. «Wir bleiben auch ausserhalb der Kirche in Kontakt, beten füreinander und verbringen gemeinsam Zeit.» Vor allem aber unterstreicht sie die soziale Sensibilität der Gemeinde. Jede und jeder setzt sich für Menschen am Rand der Gesellschaft ein und trägt dazu bei, dass Hoffnung auf ganz praktische Weise in die Herzen der Menschen gepflanzt wird. «Menschlich gesehen dienen wir zwar über unsere Kräfte hinaus, zumal unser Durchschnittsalter zwischen 60 und 65 Jahren liegt. Aber weil wir auf einen Ruf antworten, den wir von Gott erhalten haben, können wir auch aus der Kraft von oben schöpfen.»
 
Wie aber wird die Hoffnung des Glaubens konkret weitergegeben? Györgyi Valyi überlegt nicht lange: «Klári und Bandi haben den Obdachlosen in einer Unterführung gepredigt, bis Einschränkungen diesen Dienst verunmöglicht haben. Bandi hat auch Predigtdienste in Spitälern wahrgenommen, und Klári arbeitet als Betreuerin in einem Heim für Mütter mit Kindern, die obdachlos sind oder vor ihren gewalttätigen Ehemännern und Vätern geflohen sind. Zsóka macht Besuche in einem Altersheim. Mit Noras Hilfe haben wir eine ungarischsprachige Gemeinde in Transkarpatien (Ukraine) unterstützt – finanziell und auf andere Weise. Marika arbeitet mit Strassenkindern und besucht Roma-Familien in Tatabánya (60 km von Budapest entfernt). Betti und ihre Familie engagieren sich in der Verbreitung christlicher Literatur. Kata setzt sich für Menschen ein, die auf dem Weg von einer Alkoholerkrankung zu einem neuen Leben sind.»
 
Als Folge der Covid-19-Pandemie werden jene, die Segensspuren hinterlassen möchten, manchmal spürbar gebremst – oder sogar umgeleitet. Es ist deshalb Györgyi Valyis Gebet, «dass unsere Gemeinde den Weg erkennt, den Gott uns zeigen möchte». Sie vertraut darauf, dass Gott wunderbare Dinge für diejenigen vorbereitet hat, die ihn lieben. Und während sie zuversichtlich darauf wartet, dass dies sichtbar wird, setzt sie sich inmitten aller Ungewissheit dieser Tage dafür ein, dass die Hoffnungsgemeinde für viele Menschen eine Gemeinde der Hoffnung ist.
 
Quelle: EMK Ungarn / Urs Schweizer, Assistent des Bischofs Patrick Streiff