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Botschaft dreier europäischer Bischöfe

In die internationale Debatte einer drohenden Spaltung der EMK kommt Bewegung. Drei europäische Bischöfe plädieren für ein achtungsvolles Miteinander. Der folgende Text ist eine Übersetzung der Botschaft der drei Bischöfe in ihrer englischsprachigen Original-Fassung.
 
Unsere Verpflichtung
In der Geschichte der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (englischer Name: The United Methodist Church) sind wir an einem entscheidenden Punkt angelangt. Schon oft wurden in der Kirchengeschichte theologische Debatten geführt und hinsichtlich Lehre und Ethik völlig unterschiedliche Meinungen verfochten. Hin und wieder führte das zu Reformen, manchmal auch zu Spaltungen. Seit fast fünf Jahrzehnten herrscht in der Evangelisch-methodistischen Kirche Uneinigkeit in Fragen zur menschlichen Sexualität. Das hat vielen Menschen immense Schmerzen und Verletzungen zugefügt. Unsere Meinungsverschiedenheiten führten uns in eine ausweglose Situation. Wir sind an dem Punkt angekommen, dass eine Trennung unvermeidlich scheint.
 
Die Gemeinschaft der Evangelisch-methodistischen Kirche weltweit ist äusserst vielfältig. Zu ihr gehören Menschen in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen und mit ganz verschiedenen Bedürfnissen, ihr geistliches Leben zu gestalten: liturgisch geprägt, zeitgemäss ausgerichtet, charismatisch orientiert, gesellschaftspolitisch engagiert. Manche freuen sich an freieren Gottesdienstformen, andere schätzen den sakramentalen und liturgischen Rahmen. Es gibt Grossstadtgemeinden, Gemeinden im Speckgürtel der Grossstädte, in Kleinstädten oder auf dem Land und viele andere Situationen. Unter uns sind Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Erwachsene, Senioren, neu zum Glauben Gekommene und reife Christen. Wir sind ein Schmelztiegel verschiedenster Ethnien und Kulturen – wir sind auf vier Kontinenten in mehr als 45 Ländern präsent und bringen eine unbekannte Anzahl von Kulturen und Sprachen in Verbindung. Trotzdem gehören wir der einen Evangelisch-methodistischen Kirche an. In all den damit verbundenen Herausforderungen stehen wir als eure Bischöfe in der Pflicht, Hirten der ganzen Herde zu sein und dabei immer der Verständigung, der Versöhnung und der Einheit des Leibes Christi zu dienen.
 
In aller Klarheit bringen wir zum Ausdruck, dass in der künftigen Evangelisch-methodistischen Kirche alle unsere Glieder, Pastoren und Pastorinnen, Gemeinden und Jährlichen Konferenzen weiterhin eine Heimat haben werden, unabhängig davon, ob sie sich als liberal, evangelikal, progressiv, traditionell, konservativ, in der verbindenden Mitte oder anders verstehen. Zu lange haben wir uns gegenseitig in theologische Schubladen gesteckt und die jeweiligen Standpunkte und Sichtweisen auf eine Weise dargestellt, die oberflächlich und respektlos war und nicht der Aufrichtigkeit unseres Glaubens entsprach. Wir halten an unserem wesleyanischen Erbe fest, «dass der lebendige Kern des christlichen Glaubens in der Bibel offenbart, von der Tradition erhellt, in persönlicher Erfahrung zum Leben erweckt und mit Hilfe des Verstandes gefestigt wird».
 
Wir wissen uns der Evangelisch-methodistischen Kirche verpflichtet und versprechen, unseren bischöflichen Pflichten in der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche weiterhin nachzukommen, indem wir Gliedern sowie Pastoren und Pastorinnen unserer Kirche zuerkennen, weiterhin der gegenwärtigen Haltung zur praktizierten Homosexualität verpflichtet zu bleiben. In der Erwartung, dass sich die offizielle Haltung der Evangelisch-methodistischen Kirche im Blick auf die menschliche Sexualität künftig ändern wird, werden wir unsere Leitung so ausüben, dass diejenigen, die in der Evangelisch-methodistischen Kirche bleiben wollen, weiterhin ihre persönliche Überzeugung in Übereinstimmung mit der bisherigen Haltung zum Ausdruck bringen können und nicht gezwungen sein werden, an Handlungen teilzunehmen, die gegen ihre persönlichen, religiösen Überzeugungen verstossen.
 
Wir sehnen uns nach einer Evangelisch-methodistischen Kirche, die sich neuen Formen einer konnexionalen Kirche öffnet, und nach einer Generalkonferenz, die sich auf die Belange konzentriert, die für unsere weltweite Kirche wesentlich sind und die die Regionen stärkt, damit dort in kontextbezogenen Formen unser gemeinsamer Missionsauftrag erfüllt werden kann. In Übereinstimmung mit den Lehrgrundlagen unserer Kirche verpflichten wir uns, unsere bischöfliche Rolle so auszufüllen, dass möglichst viele Menschen, Laien sowie Pastoren und Pastorinnen, in unserer Kirche bleiben können und weiterhin – gemeinsam – Menschen zu Jüngern und Jüngerinnen Jesu Christi zu machen, um so die Welt zu verändern.
 
Trotz möglicher Abspaltungen wird die Evangelisch-methodistische Kirche weiterhin treu die Botschaft des Evangeliums bezeugen. Wir wissen uns der Berufung verpflichtet, Menschen zu Jüngern und Jüngerinnen Jesu Christi zu machen, um so die Welt zu verändern.
 
Wir drei Bischöfe, Erstunterzeichner und Autoren dieser Erklärung, versehen unseren Dienst in Bischofssprengeln in ganz Europa und in Nordafrika, die von starken Unterschieden geprägt sind.
 
Bischöfe Christian Alsted, Harald Rückert, Patrick Streiff
 
22. Februar 2021


Mitunterzeichnung (bis 27. Februar 2021): Bischöfin Rosemarie Wenner (i.R.)

 
(Übersetzung des englischsprachigen Originaltexts)