Logo

Dankbar in das neue Jahrhundert

Vom 28. bis 31. Oktober 2021 wurde in Warschau nicht nur eine Tagung der Jährlichen Konferenz der EMK in Polen durchgeführt, sondern auch ein besonderes Jubiläum gefeiert.
 
Die diesjährige Tagung der Jährlichen Konferenz der EMK in Polen stand ganz im Zeichen des 100-Jahr-Jubiläums. Unterschiedliche Feierlichkeiten ermöglichten einen Blick in die bewegte Geschichte der Kirche, die seinerzeit als Folge missionarischer und humanitärer Aktivitäten der Bischöflichen Methodistenkirche des Südens (USA) entstanden war.
 
Der vom polnischen Fernsehen aufgezeichnete Eröffnungsgottesdienst war zugleich auch Ordinationsgottesdienst, in dessen Rahmen drei Pastoren zu Ältesten ordiniert wurden. Die Präsenz des Fernsehteams machte etwas davon deutlich, dass die EMK in Polen in den Medien gut vertreten ist, obwohl sie eine vergleichsweise kleine Kirche ist. Drei Gottesdienste im Jahr werden im Fernsehen übertragen, und die Radiobeiträge werden jeweils von 80‘000 bis 400‘000 Menschen gehört.
 
Die EMK in Polen hat teilweise Probleme, die auch anderswo anzutreffen sind: Durch Covid-19 konnten viele Dinge nicht stattfinden, die Kontakte zu manchen Gemeindemitgliedern sind abgerissen, und die Einnahmen gesunken. Insgesamt kämpft die EMK auch mit einer Überalterung der Gemeinden, mit Schwierigkeiten, die junge Generation anzusprechen, und mit manchen Generationenkonflikten.
 
Seit einigen Jahren gibt es in Polen einen Ausschuss für Diakonie, der einen neuen diakonischen Zweig etablieren soll, um einerseits eine grössere Wirkung in der Gesellschaft zu erzielen, um andererseits aber auch ausserhalb der Kirche für soziale Projekte Zuschüsse beantragen zu können.
 
Ein bemerkenswerter Antrag für eine Stellungnahme wurde nach ausführlichen Diskussionen und mit nur wenigen Gegenstimmen angenommen: Angesichts der menschenunwürdigen Situation der Flüchtlinge an der polnisch-weissrussischen Grenze wurde ein Appell formuliert, die Menschenwürde zu achten und den Menschen zu helfen.
 
Bischof Patrick Streiff informierte ausserdem über die Arbeit auf Ebene der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa. Ein Runder Tisch soll dort mithelfen, angesichts der Situation der weltweiten EMK, die zum Thema Homosexualität vor einer Zerreissprobe steht, einen Weg der Einheit zu suchen und zu gehen. Der leitende Superintendent Andrzej Malicki ist als Co-Vorsitzender an den Gesprächen dieses Runden Tisches beteiligt.
 
In einem Jubiläumsfestakt wurden zahlreiche Vertreter anderer Kirchen begrüsst. Ein Vortrag zur Geschichte der EMK in Polen gab einen Überblick und ergänzte die Präsentation vom ersten Abend mit Bildern der letzten hundert Jahre. Gäste der Pfingstkirchen, der Altkatholiken, der Baptisten, der reformierten, der lutherischen, der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche waren anwesend und überbrachten Grüsse. Auch die Generaldirektorin der Polnischen Bibelgesellschaft gab ihre Segenswünsche weiter. Vom polnischen Staat und dessen Präsidenten Andrzej Duda wurde ein schriftliches Grusswort verlesen und eine polnische Flagge überreicht. Mehrfach wurde in den Grussworten eine grosse Verbundenheit und auch Freundschaft betont. Persönliche Beziehungen sowie Kontakte zu den Englisch-Sprachschulen der EMK, die schon eine lange Tradition haben, wurden ebenfalls unterstrichen. Erwähnt wurden aber auch die gemeinsamen Gebete – und die Freude darüber, dass die EMK Teil der christlichen Familie in Polen ist und so die Zahl derer vermehrt, die beten, die Bibel lesen und für die Menschen da sind. Auch wenn an einigen Orten in Polen die Zusammenarbeit unter den Kirchen nicht ganz so herzlich sein mag – an diesem Fest war davon nichts zu spüren.
 
Das Jubiläum wurde mit einem Anbetungsabend abgeschlossen: Der Dank, die Ehre und die Freude über den 100. Geburtstag gilt vor allem Gott, der seine Kirche bis in die Gegenwart geführt hat und sie ins nächste Jahrhundert begleiten wird.
 
Die nächste Tagung der Jährlichen Konferenz ist für den 23. Bis 26. Juni 2022 geplant.
 
Pastorin Silke Bruckart, Hamburg / Urs Schweizer, Assistent des Bischofs Patrick Streiff, Zürich