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An der Weggabelung: Exekutivkomitee der Zentralkonferenz tagte in Makedonien

Vom 6. bis 10. März 2019 trafen sich rund 40 Mitglieder und Gäste des Exekutivkomitees der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa der EMK in Monospitovo (Makedonien) zu ihrer jährlichen Tagung. Die Vorbereitung der Bischofswahl und der weitere Weg nach den Entscheiden der ausserordentlichen Generalkonferenz Ende Februar bildeten Schwerpunkte der Tagung.

In der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa sind seit vielen Jahren Methodistinnen und Methodisten aus 16 Ländern miteinander unterwegs – in einem grossen Spannungsfeld sprachlicher, kultureller, politischer, religiöser und auch wirtschaftlicher Unterschiede. 
 
Letzteres war der Grund, weshalb dem Nachdenken und Austauschen über das Thema «Arm und Reich» ein ganzer Tag gewidmet wurde. Statistiken stellten die schwierigen Lebensrealitäten der Menschen in Makedonien so dar, dass sie mit der Situation in anderen europäischen Ländern vergleichbar wurden. Dass angesichts dieser Realitäten eine erschreckend hohe Zahl an jungen Menschen keine Zukunft mehr in ihrer Heimat sieht, sondern möglichst ins Ausland abwandern möchte, war nicht wirklich überraschend. Die EMK in Makedonien versucht auf vielfältige Weise, unter dieser Entwicklung leidenden Menschen zu helfen und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen. Die Verantwortlichen dürfen jedoch in ihren Bemühungen nicht allein gelassen werden. Dies machten nicht zuletzt auch die Bibelarbeiten deutlich: Mit dem Reichtum, den es in der Zentralkonferenz ja ebenfalls gibt, geht auch die Verantwortung einher, zu teilen.
 
Ist angesichts der grossen Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern ein echtes gemeinsames Unterwegssein überhaupt möglich? Die Arbeitsgruppe Liturgie zeigte mit ihrer umfangreichen Arbeit zum Gottesdienst auf, wie ein gemeinsames Fundament durchaus auch eine grosse Vielfalt und Gestaltungsfreiheit erlaubt. Die Verantwortlichen der Arbeitsgruppen Kinder und Jugend sowie Frauendienst machten deutlich, wie der gemeinsame Weg nicht nur eine Möglichkeit ist, sondern schon längst gelebte und überaus segensreiche Realität. Gerade die Frauen betonten, wie sie voneinander lernen, wie sich der Horizont im gemeinsamen Austausch weitet, und wie sie sich gegenseitig ermutigen und befähigen, Leitungsaufgaben in Kirche und Gesellschaft zu übernehmen. Ein Verlust dieser grenzüberschreitenden Beziehungen würde alle zu Verliererinnen machen.
 
Problematischer schien ein gemeinsames Unterwegssein im Blick auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Ende Februar 2019 hatte die ausserordentliche Generalkonferenz mit knapper Mehrheit beschlossen, an der bisherigen negativen Bewertung praktizierter Homosexualität festzuhalten und eine konsequente Anwendung der diesbezüglichen Regelungen sicherzustellen. Seither haben die Spannungen eine Dimension erreicht, die nicht nur die weltweite EMK zu zerreissen droht, sondern auch die Zentralkonferenz. In Monospitovo gab es viele lange und intensive Gespräche zu dieser Frage. Dabei wurde immer wieder der Wunsch nach einem Zusammenbleiben bekräftigt. Aber die unterschiedlichen Überzeugungen im Blick auf treu gelebte Partnerschaften zwischen zwei Personen des gleichen Geschlechts und auf Verbote für einen kirchlichen Dienst homosexueller Personen wurden ebenso deutlich sichtbar. 
 
Die Frage, ob es angesichts der Uneinigkeit in dieser einen Frage überhaupt noch möglich ist, einen gemeinsamen Weg zu gehen, blieb unbeantwortet im Raum stehen. Das Exekutivkomitee setzte deshalb eine Studiengruppe ein, die im Verlauf des nächsten Jahres Szenarien studieren und evaluieren soll, wie die EMK in den verschiedenen Ländern der Zentralkonferenz so eng wie möglich vereinigt und/oder verbunden bleiben kann. Die Jährlichen Konferenzen müssen an den diesjährigen Tagungen keine Entscheide fällen. Sie können aber auf geeignete Weise den Puls ihrer Mitglieder fühlen, um dadurch die Mitglieder der Studiengruppe in ihrer Arbeit zu unterstützen.
 
Was die Jährlichen Konferenzen an ihren diesjährigen Tagungen jedoch tun müssen, ist, die Delegierten an die Generalkonferenz 2020 und an die Zentralkonferenz 2021 zu wählen. Zu den verantwortungsvollen Aufgaben letzterer wird nicht nur gehören, über den Umgang mit den definitiven Generalkonferenz-Beschlüssen zu entscheiden. Vielmehr werden die Delegierten auch einen neuen Bischof oder eine neue Bischöfin für die Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa wählen. Ein entsprechender Nominations- und Wahlprozess wurde an der Tagung des Exekutivkomitees in Monospitovo definitiv verabschiedet.
 
Die Arbeitsgruppe Theologie und Ordinierte Dienste hatte sich im vergangenen Jahr mit dem Buch «Zu lieben sind wir da» von David Field beschäftigt. In diesem Zusammenhang wurde die Aussage gemacht: «Einander aktiv zuhören, sich bewusst zu machen, dass ich selbst nicht in allem richtig liege und der andere falsch liegt, sind wichtige Impulse der Liebe. Wie können wir von einer Sache überzeugt sein und gleichzeitig denken, dass wir möglicherweise falsch liegen?» Es wird wohl ein solches aktives, respektvolles, wertschätzendes Zuhören und das Wissen um die eigene Ergänzungsbedürftigkeit brauchen, um trotz aller Unterschiede einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu gehen. Und vielleicht gerade dadurch in dieser Welt ein Zeichen der Hoffnung zu setzen. 
 
Autor: Urs Schweizer, Assistent des Bischofs Patrick Streiff, Zürich