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Gesichter des Mutes - eine ganz besondere Ausstellung

Am 24. Februar 2024, zwei Jahre nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine, fand in Cluj-Napoca (Rumänien) eine einzigartige Ausstellung statt.
 
Im Herbst 2023 hatten sich 17 Frauen für zwei Wochen in Cluj-Napoca (Rumänien) getroffen. Alle waren sie – in verschiedenen Funktionen – selbst an der Front gewesen, oder sie arbeiteten mit Soldaten, die an der Front des Krieges in der Ukraine stationiert waren und dort kämpften. Ziel dieses Aufenthalts in Rumänien war es, diesen kämpferischen, leidenschaftlichen, loyalen und entschlossenen Frauen einen Raum zum Durchatmen, zur Reflexion, zur Heilung, zum Austausch, zur Verarbeitung und zur Stärkung zu bieten. Angeleitet und begleitet von speziell ausgebildeten Trauma-Therapeutinnen, erforschten sie ihre Erfahrungen, Gedanken, Gefühle und Fragen – nicht nur jene der letzten beiden Jahre, sondern jene ihres ganzen Lebens. Zusätzlich zu dieser Aufarbeitung gab es für jede Frau die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen und sie mit Gesichts- und Body-Painting sowie einer Fotosession darzustellen. Diese besondere Form wurde gewählt, da die Kunst so viel ausdrücken und heilen kann.
 
Diese Geschichten und Fotografien wurden gesammelt und in Form eines Buches zugänglich gemacht. Damit verbunden war die Hoffnung, dass interessierte Menschen angesprochen und in den Bann der geteilten Erfahrungen gezogen werden. Möglichst viele sollen wissen, was vor sich geht, und sich mit diesen Frauen durch ihre Geschichten und die entstandene Kunst auf tiefe Weise verbinden.
 
Am Samstag, 24. Februar 2024 – zwei Jahre nach der Invasion russischer Truppen in die Ukraine und dem Beginn des darauffolgenden Krieges – wurde in Cluj-Napoca (Rumänien) eine Ausstellung eröffnet, um diese Geschichten und den Prozess der Annäherung mit anderen zu teilen und darüber nachzudenken. Zwischen 100 und 150 Personen versammelten sich im Foyer eines örtlichen Kinos, um die 17 Porträts zu sehen und von den Frauen zu hören, die an dem zweiwöchigen Treffen im vergangenen Herbst teilgenommen hatten.
 
Es wurde darüber gesprochen, wie die Geschichten gesammelt wurden und welchen Eindruck jede dieser Frauen bei den Interviewerinnen hinterlassen hatte. Es gab eine Tanzvorführung, die es dem Publikum ermöglichte, sich in den Kampf und das Engagement der ukrainischen Frauen hineinzuversetzen. Das Thema aber, das sich durch die gesamte Veranstaltung – und auch durch alle Geschichten – zog, war die Kraft der Hoffnung.
 
Es waren Erzählungen von Frauen, die ihre Ehemänner verloren hatten, inhaftiert worden waren, gemeinnützige Kriegshilfsorganisationen gegründet hatten, für immer von Kolleginnen und Kollegen hatten Abschied nehmen müssen. Erzählungen von Frauen, die durch das Land gefahren waren, um Menschen in den Gebieten unmittelbarer Kampfhandlungen zu versorgen, die persönlich oder in ihren Familien mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten, die vertrieben und isoliert waren. Wie die konkreten Erfahrungen auch gewesen sein mochten – immer ging es darum, das Positive zu sehen, in der scheinbaren Verzweiflung einen Sinn und Hoffnung zu finden, und auf das zu hoffen, was die Zukunft bringen kann.
 
Die Geschichten dieser Frauen schwer vorstellbar – und auch schwer zu ertragen. Aber sie sind mehr als nur Geschichten – sie stehen für all das, was die Frauen durchgemacht haben, um weiterzukommen, weiterzukämpfen, weiterzuhelfen, weiter durchzuhalten. Obwohl die Frauen nur einen kleinen Teil der ukrainischen Bevölkerung ausmachen, stehen ihre Geschichten und ihre Kunst für eine weitaus grössere Realität: Die Hoffnung ist eine Verbündete in allen Lebenslagen.

Die Ausstellung war für eine knappe Woche geöffnet. In der Zwischenzeit sind die Werke eingelagert, es gibt aber verschiedene Unterhaltungen im Blick auf weitere Veranstaltungen sowohl in Rumänien als auch im Ausland. 
 
Autorin: Sarah Putman, Cluj-Napoca (Rumänien)
Übersetzung und Bearbeitung: Urs Schweizer, Assistent des Bischofs Stefan Zürcher, Zürich (Schweiz)