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Grosse Bereitschaft zur Hilfe

Methodistinnen und Methodisten in den an die Ukraine angrenzenden Ländern öffnen ihre Kirchen und Häuser, um Flüchtlingen vorübergehend oder länger einen sicheren Aufenthaltsort zu geben.
 
«Es war ziemlich klar, dass wir als Kirchengemeinschaft angesichts der Angriffe und schrecklichen Ereignisse in unserem Nachbarland auf jede erdenkliche Weise handeln würden», schreibt der für die EMK in Rumänien zuständige Superintendent Rares Calugar. Was er für seine Region formuliert, gilt für die Methodistinnen und Methodisten in den an die Ukraine angrenzenden Ländern generell.
 
Bei Urs Schweizer, dem Assistenten des für das Gebiet zuständigen Bischofs Patrick Streiff, laufen die Informationen und Berichte über das Engagement der EMK in den einzelnen Ländern zusammen. «Zwischen der EMK in der Ostslowakei und in der Westukraine bestehen seit langem Kontakte, die nun genutzt werden, um den Menschen in der Ukraine mit Geld und Sachspenden zu helfen», schildert Schweizer die Situation in der Slowakei. In die Ukraine zu reisen und wieder zurück sei allerdings schwierig, da auch für Personen mit slowakischer Staatsbürgerschaft die Wartezeit an der Grenze bis zu zwei Tagen betrage. In Bratislava und Michalovce sind erste Flüchtlinge in den Kirchgebäuden untergebracht. Sie werden auch mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt.
 
Ähnlich öffnen auch in Bulgarien EMK-Gemeinden ihre Kirchen und Häuser für Flüchtlinge, die vorübergehend eine Unterkunft benötigen. Zwar grenzt Bulgarien nicht direkt an die Ukraine, es gebe laut dem methodistischen Superintendent Daniel Topalski aber auch dort eine zahlenmässig nicht kleine ukrainische Gemeinschaft. Diese helfe Freunden und Verwandten, die die Ukraine verlassen haben.
 
In der EMK-Gemeinde Przemysl in Polen, etwa 16 km von der Grenze entfernt, bestehen seit vielen Jahren Kontakte in die Ukraine. Der Kirchenvorstand der EMK in Polen prüft derzeit, wie die Räumlichkeiten der Kirche so schnell wie möglich angepasst und verbessert werden können, um Flüchtlinge unterzubringen. «Diese Räume würden höchstwahrscheinlich nur als vorübergehende Unterkunft dienen», sagt Schweizer, »da die meisten Flüchtlinge weiter in den Westen weiterziehen wollen.»
 
Das Engagement der Methodistenkirche in seinem Land beschreibt der polnische Distrikts-Superintendent Slawomir Rodaszynski in einer E-Mail. «Viele EMK-Gemeinden öffnen ihre Gebäude und Kapellen für Flüchtlinge aus der Ukraine. Wir bieten warme Plätze, Essen, Wasser, warme Getränke und Hilfe an.» In der EMK in Warschau seien zum Beispiel aktuell etwa 20 Flüchtlinge untergebracht. «Wir kaufen warme Kleidung und Schuhe, insbesondere für Kinder.» Ausserdem würden die Flüchtlinge mit Mahlzeiten versorgt.
 
Auch in Ungarn und Rumänien ist die Hilfe angelaufen. In Rumänien bieten die Methodistinnen und Methodisten nicht nur vorübergehende Aufenthaltsmöglichkeiten an. Sie sind darüber hinaus bemüht, den Flüchtlingen, die vorläufig bleiben wollen, Unterkünfte zu vermitteln. «Da viele Familien ohne ihren Vater fliehen müssen, können sie auf diese Weise eine vertrauenswürdige Unterkunft finden», schreibt Superintendent Rares Calugar in einem Newsletter. Das ermögliche, sich neu zu orientieren und auch die Menschen der EMK kennenzulernen. «So können sie sich während dieses Prozesses so sicher wie möglich fühlen.»
 
Um diese Hilfe auch längerfristig sicherzustellen, sammeln methodistische Hilfswerke in Europa und in den USA Spenden. «Im Bischofsbüro in Zürich versuchen wir, die Hilfsaktionen in den verschiedenen Ländern in dem Sinne zu koordinieren, dass wir den verantwortlichen Kirchenleitern die Mittel zur Verfügung stellen, die sie benötigen», sagt Schweizer.
 
«Wir wissen, dass sich die Bedürfnisse in den kommenden Tagen und Wochen weiter verändern werden, wenn neue Familien zu uns stossen», schreibt Superintendent Rares Calugar, «aber wir sind bereit, uns auf den Heiligen Geist zu verlassen und zu helfen, wo wir können, Verbindungen zu anderen Hilfsorganisationen zu knüpfen, wo es nötig ist, und zusammenzuarbeiten, um ein Ort der Zuflucht, Sicherheit und Heilung zu sein.»
 
Autor: Sigmar Friedrich, Zürich