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Brücken bauen in multikulturellen Gemeinden

Die Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich besteht aus Menschen mit sehr unterschiedlichen kulturellen Prägungen. Auf diesem Hintergrund das Verbindende zu suchen und aktiv Brücken zu bauen – darum ging es an der Tagung der Jährlichen Konferenz, die vom 7. bis 10. Juni 2018 in der Englischsprachigen Gemeinde in Wien stattfand. 

Das Thema «Brücken bauen» bietet viel Gesprächsstoff – dies wurde an der viertägigen Konferenz mehr als einmal deutlich. Wenn es beispielsweise um die vielen guten und gewachsenen Beziehungen zwischen den evangelischen Kirchen des Landes ging. Oder wenn an den Streit um Fragen der menschlichen Sexualität erinnert wurde, der die Einheit der weltweiten Kirche bedroht. Aber auch, wenn ganz konkrete Fragen auf der Tagesordnung standen: so zum Beispiel die Rolle der Kirche in den Sozialen und anderen Medien und damit verbundene Herausforderungen oder eine neu entwickelte Fortbildungsreihe mit einem Schwerpunkt auf den Bereichen Seelsorge und Kommunikation. Die Grundmodule dieser Fortbildungsreihe mit dem Titel «Menschen gut begleiten» umfassen die Themen Kommunikation, Haltung, Ich als helfende Person, Alter und Krankheit sowie Sterben, Tod, Trauer und das Leben. Ebenfalls zum Bereich «Erwachsenenbildung» gehören drei Studientagungen, die im Herbst 2018 zur Gottesdienstgestaltung angeboten werden. Auch in dieser Hinsicht gibt es Brückenbau-Potenzial.
 
Dass das Bild des Brückenbauens jedoch nicht nur Chancen, sondern auch seine Grenzen hat, zeigte sich in der Feststellung, dass eine Brücke auch Gräben implizieren kann, die es so eigentlich gar nicht gibt. Ausser Frage steht, so Superintendent Stefan Schröckenfuchs, aber ein wachsames und achtsames Engagement der Kirche, wo Feindbilder gesucht und erzeugt werden und Solidarität mit den Schwächeren der Gesellschaft auf dem Prüfstand ist. Michael Chalupka, der scheidende Direktor der Diakonie, nahm diesen Gedanken auf und dankte nicht nur für die langjährige gute Zusammenarbeit, sondern auch dafür, dass die EMK keine Nationalkirche sei, und dass in deren Gemeinden eine erfreuliche Diversität sichtbar werde.
 
Auch in den gottesdienstlichen Feiern wurde das Thema auf ganz persönliche Weise aufgenommen. Was bedeutet es für Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln und Prägungen, eine gemeinsame Heimat zu finden? Was bedeutet es konkret, sich zu erinnern, «dass nichts und niemand uns davon abhält, Teil der Familie Gottes zu sein», wie es Superintendent Stefan Schröckenfuchs in einer Predigt zum Ausdruck brachte? Und worin zeigt sich, was Pastor Helmut Nausner in seinen Gedanken zu Römer 12, 1-2 so klar wie herausfordernd formulierte: «Wer sein Herz und Leben Gott übergeben hat, dessen Denken verändert sich.»? Die dankbare Erinnerung an die in den vergangenen Monaten verstorbenen Ingegerd Nausner sowie Wilhelm und Helene Nausner liess jedenfalls etwas davon sichtbar werden, was ein verändertes Denken bewirken kann.
 
Vor allem aber wurden auch ganz praktische Brücken gebaut. Indem Lieder aus verschiedenen Ländern Europas, Asiens, Afrikas sowie Nord- und Südamerikas gesungen und getanzt wurden. Indem verschiedene Anbetungsformen praktiziert wurden. Und natürlich auch, indem viel Zeit blieb, ein internationales Buffet zu geniessen oder einen Grillabend im Kirchengarten für viele herzliche Begegnungen und engagierte Gespräche zu nutzen.
 
Die Konferenz wurde mit einem feierlichen Sonntagsgottesdienst abgeschlossen. Verschiedene Instrumente, ein multinationaler und ein afrikanischer Chor sowie eine englischsprachige Predigt von Bischof Patrick Streiff unterstrichen das Konferenzthema nochmals deutlich. Und nicht nur der neu zum Lokalpastor ernannte Frank Moritz-Jauk wurde auf einen Weg des Brückenbauens gesandt, sondern alle Mitglieder und Freunde der evangelisch-methodistischen Gemeinden in Österreich.
 
Quelle: www.emk.at/ Sekretariat des Bischofs Patrick Streiff, Zürich (Schweiz)

Foto: Gottesdienst während der Jährlichen Konferenz in Wien (Österreich)