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Liebe, die sich nicht aufhalten lässt

Wer hätte Anfang dieses Jahres gedacht, dass 2020 ein so schwieriges Jahr werden würde? Durch die Covid-19-Pandemie änderte sich für viele Menschen auf der ganzen Welt sehr viel. Auch das «Miss-Stone-Zentrum» in Strumica (Nord-Mazedonien) hatte und hat noch immer mit den Folgen zu kämpfen.
 
Dank des besonders grossen Einsatzes des Personals und grosszügiger Spenden, die in höchster Not eintrafen, konnte die Arbeit bisher weitergeführt werden, und mit Hochachtung vor dieser Leistung kann dankbar festgestellt werden, dass die Menschen trotz allem ohne Unterbrechung täglich mit Essen und anderen nötigen Dingen versorgt wurden. Dies war und ist für die bedürftigsten Essens-und Hilfsempfänger überlebenswichtig. Leider ist ein Ende der Krise nicht in Sicht, da die Zahl der Neuinfizierten in den letzten Wochen auch in Nordmazedonien massiv zugenommen hat.
 
Das Projekt «Essen auf Rädern» sah sich zu Beginn der Corona-Krise mit massiven Problemen konfrontiert. Die Arbeit musste völlig neu organisiert werden. Zu Beginn wurde ein grosser Vorrat an Lebensmitteln angelegt, der aber immer wieder schnell weg war, da täglich über 200 Menschen versorgt werden müssen. Im ersten Halbjahr 2020 gab es jedoch nicht nur Probleme im Blick auf die Beschaffung der Lebensmittel, sondern vor allem auch wegen der Verteuerung von Lebensmittelprodukten, Desinfektionsmittel und Schutzbekleidung. Deshalb – und vor allem auch durch die Notwendigkeit des Erwerbs von Einmalgeschirr – schnellten die Kosten sehr in die Höhe und sprengten das Budget. Damit «Essen auf Rädern» weiter funktionieren konnte, fertigten die Mitarbeitenden zu Beginn der Pandemie selbst Schutzmasken an und besorgten Schutzbekleidung sowie Desinfektionsmittel, um damit nicht nur das «Miss-Stone-Zentrum» mehrmals täglich zu desinfizieren, sondern auch die Hauseingänge der Menschen, die fünfmal wöchentlich eine vollwertige Mahlzeit erhalten. Die 160 Menschen in Strumica plus 50 in Radovis, die trotz aller Schwierigkeiten auch weiterhin regelmässig versorgt werden, sind besonders dankbar dafür, wissen sie doch, dass dies überhaupt nicht selbstverständlich ist
 
In den drei Jahren seines Bestehens war das Hauspflegeprojekt noch nie so wichtig wie in dieser Corona-Krise. Alle Begünstigten sind in der Hochrisikogruppe und waren besonders betroffen von Ausgangssperren und Restriktionen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Hauspflegeteam regelmässig bei ihnen vorbeischaut, ihnen notwendige Gänge zur Post, in Lebensmittelgeschäfte und Apotheken abnimmt und sie unter besonderen Schutzmassnahmen auch weiterhin medizinisch betreut. Die Begünstigten erhalten Hilfe im Haushalt, beim Duschen und in vielerlei anderer Hinsicht, je nachdem was die Einzelnen gerade nötig haben. Das Team ersetzt den Menschen zum grossen Teil die Familie. Gemeinsam überwinden sie Krankheiten, Trauer, depressive Phasen, gemeinsam wird Geburtstag, sowie Weihnachten und Ostern gefeiert. In diesen drei Jahren wurden viele Vorurteile überwunden, und das Verhältnis zu den hilfsbedürftigen Menschen ist viel eher freundschaftlich als dienstlich. Die dreijährige Existenz der Hauspflege ist eine grosse Erfolgsgeschichte und Grund zur Dankbarkeit.
 
Auch das Projekt «Warme Suppe für Radovis» musste an die neue Corona-Realität angepasst werden. Nach wie vor können aber auch die in Radovis lebenden sehr armen Menschen weiterhin warme Mahlzeiten erhalten. Alle Bezügerinnen und Bezüger von Essen werden zu unterschiedlichen Zeiten aufgeboten, damit sie ihr Essen ausserhalb des Gebäudes abholen können. So werden Menschenansammlungen und direkter Kontakt vermieden. Die Menschen erhalten ausserdem Ratschläge, wie sie sich vor dem Virus schützen und wohin sie sich wenden können, falls sie spezielle Symptome haben sollten.
 
Am meisten betroffen von der Covid-19 Krise sind die Roma-Projekte in Ohrid. Die Schule für Roma-Kinder sowie die Beratungsstelle für Roma-Mädchen mussten Mitte März schliessen. Die Kinder aus sozial extrem gefährdeten Familien litten am meisten unter dem Lockdown, zumal sie oft mit bis zu acht Geschwistern in einer Ein-Zimmer-Sozialwohnung leben. In der Regelschule kommen sie nicht mit, weil keines der Kinder ein internetfähiges Handy und schon gar keinen Laptop besitzt – und weil sich ihre Lehrpersonen oft auch nicht die Mühe machen, diese Kinder ins Lernprogramm miteinzubeziehen. Deshalb war die Freude gross, als Anfang Juni die Sommerschule ihre Pforten wieder öffnen konnte. Es werden alle Hygienevorschriften eingehalten. Die Kinder sind in fünf Gruppen für jeweils eine Stunde in den Räumlichkeiten der Schule, erhalten danach eine Mahlzeit, und anschliessend alles wird desinfiziert, damit die Nächsten kommen können. Dieses Vorgehen ist sehr aufwändig, aber es lohnt sich. Die Jüngsten bastelten sich Flügel, die sie im Unterricht tragen, damit es ihnen leichter fällt, die Abstandsregel einzuhalten. Masken sind ebenfalls Pflicht. Die Kinder müssen in diesem Sommer vor allem verpassten Schulstoff nachholen, aber es bleibt auch noch Zeit für Spiele und Spass.
 
Quelle: «Miss-Stone-Zentrum» Strumica / Christina Cekov