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Trennung unter den französischen Methodisten

Neun der sechzehn französischen Gemeinden werden die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche (The United Methodist Church) verlassen. Das ergaben die Abstimmungen Anfang Oktober, die nun von einer Versammlung aller Gemeinden in Frankreich bestätigt wurden. Austrittsgründe sind die unterschiedlichen Auffassungen zu Fragen der sexuellen Orientierung.
 
Die Evangelisch-methodistischen Kirche in Frankreich (UEEMF) hat anlässlich der Generalversammlung ihrer Gemeinden am 14. Oktober 2023 die Ergebnisse der Abstimmungen in den Gemeinden von Anfang Oktober bestätigt. Abgestimmt worden war am 1. Oktober in jeder Gemeinde darüber, ob sie in der UEEMF verbleiben oder sich trennen wolle. Für eine kirchenrechtlich gültige Trennung war eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig, die in neun Gemeinden erreicht wurde.
 
Neun gehen, sieben bleiben 
Neun der sechzehn französischen Gemeinden, die in Südfrankreich und im nördlichen Elsass liegen, treten aus der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (The United Methodist Church – UMC) aus. Sie streben die Gründung einer eigenen Vereinigung an. In den sieben bei der UEEMF verbleibenden Kirchgemeinden, überwiegend im Raum Paris und im südlichen Elsass gelegen, wurde entweder das erforderliche Quorum nicht erreicht, oder eine Mehrheit der Mitglieder sprach sich für den Verbleib aus.
 
Jahrzehntelange Diskussion
Hintergrund für den Trennungsbeschluss ist die seit Jahrzehnten innerhalb der UMC, insbesondere in den USA, geführte intensive Diskussion darüber, ob der pastorale Dienst für sich zur Homosexualität bekennende Personen und Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare gestattet werden. Die austretenden Gemeinden lehnen eine solche Öffnung ab und akzeptierten auch einen Kompromissvorschlag nicht, der im Bischofsgebiet von Mittel- und Südeuropa im November 2022 verabschiedet worden war. Dieser ermöglicht es, dass innerhalb des Bischofsgebiets – je nach Überzeugung der Kirche in dem Land und entsprechend der rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den unterschiedlichen Ländern – hinsichtlich der sexuellen Orientierung sowohl eine traditionelle wie auch eine liberale Sicht in einer weltweiten Methodistenkirche gelebt werden kann.
 
Schmerzhaft und traurig
In einem Communiqué der UEEMF wird die Trennung als schmerzhaft bezeichnet. Sie sei aber in gegenseitigem Einvernehmen und in einem Geist des Respekts erfolgt. Der unter anderem auch für Frankreich zuständige methodistische Bischof Stefan Zürcher mit Sitz in Zürich nahm die Trennungsentscheidung mit Traurigkeit zur Kenntnis. «Aufgrund der Diskussionen war der Austritt eines Teils der Gemeinden aber erwartbar und leider nicht zu vermeiden», so Bischof Zürcher. «Trennungen machen immer traurig, können aber Konflikte beenden und Blockaden lösen.» Der respektvolle Umgang miteinander in diesem Trennungsprozess, der auch die Aufteilung des Vermögens und andere rechtliche Aspekte beinhalte, mache ihn zuversichtlich, dass eine punktuelle Zusammenarbeit zwischen den sich trennenden und den bleibenden Gemeinden in Zukunft nicht ausgeschlossen sei. «Und immerhin bleiben ja auch sieben Gemeinden, die alle eine traditionelle Sicht haben», merkte Bischof Zürcher an.
 
Konsequenzen
Für sein Bischofsgebiet, das elf Länder in Mittel- und Südeuropa sowie zwei Länder in Nordafrika umfasst, habe die Entscheidung in Frankreich keine direkten Konsequenzen, «ausser dass in Frankreich neun methodistische Gemeinden weniger mit uns verbunden sind», so Bischof Zürcher weiter. «Die Aufgabe, die unterschiedlichen Überzeugungen zu respektieren, darauf zu verzichten, gegenseitig Druck auszuüben, und gemeinsame Wege zu suchen, die gute Nachricht des Evangeliums weiterzutragen, bleibt.»
 
Die zuständige Jährliche Konferenz (Synode) umfasst neben Frankreich auch Algerien, Tunesien, je eine Gemeinde in Belgien und in Österreich sowie die Schweiz. Dazu sagt Bischof Zürcher: «In dieser Vielfalt von Ländern und Situationen ist es wichtig, respektvoll und sorgfältig miteinander umzugehen und sich gegenseitig darin zu unterstützen, den gemeinsamen kirchlichen Auftrag auszuführen.» Die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) in der Schweiz lebe mit unterschiedlichen Auffassungen bei Fragen der menschlichen Sexualität.
 
Die bei der EMK bleibenden Gemeinden in Frankreich und jene in Nordafrika haben entschieden, bei der bisherigen traditionellen Sicht zu bleiben. Die jetzt austretenden französischen Gemeinden konnten sich nicht vorstellen, mit unterschiedlichen Überzeugungen in dieser Frage in einer gemeinsamen Kirche zu bleiben. «Das macht auch in der Schweiz betroffen. Dieser Beschluss hat aber keine grösseren Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit den verbleibenden Gemeinden», sagte Bischof Zürcher.
 
Erik Senz, Zürich (Quelle: UEEMF)
Illustration: UEEMF