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Die Wahrheit des Herrn siegt

Vom 3. bis 5. Juni 2016 tagte in Prag die Jährliche Konferenz Tschechien-Slowakei der Evangelisch-methodistischen Kirche. Aus Anlass des 600. Todestages von Hieronymus von Prag, eines böhmischen Gelehrten, Mitstreiters von Jan Hus und Mitbegründers der hussitischen Bewegung, stand sie unter dem Thema «Die Wahrheit des Herrn siegt».

Vor gut 23 Jahren wurden die beiden Staaten Tschechien und Slowakei durch eine Teilung der damaligen Tschechoslowakei gegründet. Die Verantwortlichen der EMK in den beiden Ländern beschlossen, weiterhin als eine Jährliche Konferenz zusammenzubleiben, aber zwei Distrikte zu bilden. Weil zahlreiche nur das eine oder das andere Land betreffende Fragen in den jeweiligen Distriktskonferenzen diskutiert und geklärt werden, bleibt an der Jährlichen Konferenz Raum für einen anderen Schwerpunkt: einander zu begegnen und zu ermutigen und miteinander zu feiern – neue Gemeinden oder Predigtorte beispielsweise, die positive Entwicklung einzelner Arbeitszweige, die gute ökumenische Zusammenarbeit oder die Aufnahme eines Pastors auf Probe und die Ordination eines Ältesten.

Die EMK in Tschechien wuchs im vergangenen Jahr leicht an – und dies trotz der Tatsache, dass es auch einige Gemeindespaltungen oder Abgänge mit Konflikten gab. Solche Krisen haben manchmal auch damit zu tun, dass sich zwar neue Menschen der EMK anschliessen, dass sie nach dem Verblassen der anfänglichen Euphorie aber mit einer gewissen Ernüchterung feststellen, dass auch die EMK eine «ganz normale» Kirche ist mit Ordnungen und Regeln. Statt dass der Weg dann in eine dauerhafte, tragende und verantwortungsvolle Beziehung münden würde, verlassen einige dieser Menschen die Kirche wieder.

In der Slowakei sind «stabile Zahlen» zu verzeichnen – allerdings ist auch festzustellen, dass gemessen an der Zahl der «Bekennenden Glieder» relativ viele Menschen im Status der «Freunde» verharren. Es ist ein wichtiges Anliegen der Kirche, darüber nachzudenken, wie der letzte Schritt zur Mitgliedschaft und das Verständnis von «Bekennenden Gliedern» gefördert werden kann. Von ganz ähnlichen Erfahrungen spricht auch der Pastor der Englischsprachigen Gemeinde in Prag. Dort nehmen zwar erfreulich viele Studierende an den Gottesdiensten teil; diese tun sich aber schwer damit, einen Schritt in eine grössere Verbindlichkeit zu wagen.

Zu kommunistischer Zeit wurden die Pfarrer vom Staat bezahlt. Sie bekamen ein sehr niedriges Gehalt und wurden auf diese Weise kontrolliert. Auch heute noch wird ein Teil der Pastorengehälter vom Staat finanziert – in beiden Ländern. In Tschechien beginnt nun aber das erste Jahr, indem die staatlichen Zahlungen gemäss einer entsprechenden Vereinbarung zurückgehen. Im Hinblick auf die kontinuierlich kleiner werdende und mittelfristig ganz ausbleibende staatliche Gehälterunterstützung ist die EMK bemüht, das Verantwortungsbewusstsein ihrer Mitglieder zu fördern, was ihr bislang auch zu gelingen scheint.

Im Bericht des slowakischen Superintendenten Pavel Procházka fällt auf, dass den Mitarbeitenden der Kirche besonders empfohlen wird, an der Universität Theologie zu studieren, um damit den hohen Erwartungen der heutigen Bildungsgesellschaft gerecht werden zu können. Allgemein machten beiden Distrikte den Eindruck, dass sie im Hinblick auf ihre Zukunft vor allem auf Bildung setzen, sehr gute Predigten und eine durchdachte Liturgie pflegen und auch eine den ganzen Menschen betreffenden Spiritualität vertreten.

Quelle: Pfarrer Stephan Johanus, Zürich / Urs Schweizer, Assistent des Bischofs, Zürich
Datum: 7. Juni 2016