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In drei Ländern – und doch gemeinsam unterwegs

Vom 11. bis 14. April 2019 fand in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Skopje (Mazedonien) die 85. Tagung der Jährlichen Konferenz Serbien-Mazedonien statt. Als Thema war «Lass ab vom Bösen und tue das Gute. Suche Frieden und jage ihm nach!» (Psalm 34, 15) gewählt worden.
 
Mit Holz kann man unterschiedliche Dinge bauen: hohe Bretterwände, um sich abzugrenzen, oder ein Kreuz, wie es in der EMK Skopje steht, oder eine Brücke, um zwei zerstrittene Brüder wieder zusammenzubringen. Dieses Bild, das Pastor Marjan Dimov in einer Predigt gebraucht hatte, und das Bischof Patrick Streiff später noch einmal aufnahm, war eine Einladung, über das Unterwegssein mit anderen Menschen nachzudenken. Und gerade auf diesem Hintergrund war es auffallend, wie sehr an der Tagung in Skopje der Wille zum Ausdruck gebracht wurde, eine Kirche zu sein – trotz unterschiedlicher Länder und einer schwierigen gemeinsamen Geschichte in der Vergangenheit und der Gegenwart. Gemeinsam in einer Kirche zusammenzuleben bedeutet zwar nicht, dass einfach alles harmonisch wäre. Aber man kennt und schätzt einander, hört aufeinander und lernt voneinander. Und am Ende – oder ist es der Anfang? – steht das gemeinsame Bekenntnis zu dem Einen, zu Jesus Christus!
 
In Mazedonien gibt es nur noch einen ordinierten Ältesten im aktiven Dienst, Pastor Marjan Dimov. Dieser wurde im abschliessenden Gottesdienst als neuer Superintendent und somit als Nachfolger von Pastor Wilfried Nausner eingesetzt. Dass sich neue Menschen berufen lassen und Verantwortung übernehmen, bleibt ein grosses Gebetsanliegen – erst recht angesichts der Tatsache, dass die Abwanderung der jüngeren Generationen ins Ausland auch in der EMK spürbar ist. 
Es gibt aber auch mutige Schritte. So will sich das Miss-Stone-Zentrum in Strumica mit seinen verschiedenen diakonischen Angeboten als eigenständige Körperschaft innerhalb der Kirche organisieren und auf diese Weise auch in Zukunft ein Werkzeug der Nächstenliebe und der Hoffnung für Arme sein. 
Die EMK arbeitet in Mazedonien seit langem im Interreligiösen Rat mit, um angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen Brücken zu bauen.
Und es gibt junge Menschen, die sich in der Arbeit mit Kindern und Jugendliche, in musikalischer Hinsicht oder in der Verwaltung engagieren. So findet auf allen Ebenen der Kirche ein Generationenwechsel statt. Dies wurde auch am Sonntag im Gottesdienst sichtbar, in dem erstaunlich viele Kinder und junge Menschen mitfeierten.
 
Auch in Serbien ist ein Generationenwechsel im Gange. Es gibt eine grössere Zahl junger Pfarrerinnen und Pfarrer, die mit grossem Engagement in den verschiedenen Bereichen des Distrikts viel Verantwortung tragen. 
Erstaunliches brachte die Statistik zum Vorschein: 75% der Mitglieder der EMK sind Frauen. Diese treffen sich regelmässig, um sich gegenseitig zu stärken und zu ermutigen. Dann kehren sie wieder zurück in ihre Gruppen, in ihre Gemeinden, in ihren Alltag und leben dort ihren Glauben. 
Daneben gibt es auch viele Bemühungen, mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen. So wurde in Sid ein Gottesdienst mit iranischen Flüchtlingen gefeiert, und es werden Deutschkurse angeboten. Oder es wurde – mit finanzieller Unterstützung aus der Schweiz – eine neue Druckmaschine angeschafft. Diese ermöglicht, christliche Literatur in einer besseren Qualität herstellen zu können. Da einige der EMK-Gemeinden in Serbien slowakisch-sprachig sind, besteht eine enge Zusammenarbeit mit der EMK in der Slowakei. 
 
Historisches ereignete sich, als die Mitglieder der Jährlichen Konferenz einstimmig einen Antrag guthiessen, die Arbeit in Albanien als eigenständigen, dritten Distrikt der Jährlichen Konferenz zu organisieren. Die EMK in Serbien, Mazedonien und Albanien lebt in einem Umfeld, das zum Teil sehr nationalistisch geprägt ist. Auf diesem Hintergrund war die Entscheidung ein bewusstes Zeichen, einen ganz anderen, gemeinsamen Weg einschlagen zu wollen. Die nächste Tagung der Jährlichen Konferenz wird denn auch erstmals in Albanien stattfinden – und wenn alles klappt, wird dann auch der erste albanische Pastor zum Ältesten der EMK ordiniert werden können.
Es ist sehr erfreulich, wie in Albanien nach den letzten 10 Jahren der Aufbauarbeit vier sehr lebendige EMK-Gemeinden existieren - in Pogradec, Tirana, Elbasan und Durrës. Gut 200 Menschen zählen sich heute dazu, und jedes Jahr lassen sich weitere 10 bis 20 Menschen taufen – eine ermutigende Entwicklung in einem Land, das vor dem kommunistischen Verbot aller Religionen ursprünglich mehrheitlich muslimisch geprägt war. 2018 hat der zweite gemeinsame «Kirchentag» der EMK in Albanien stattgefunden. Rund 150 Menschen feierten Gottesdienste, assen miteinander und ermutigten einander im Glauben. Das erinnert an die Anfänge der EMK in ganz anderen Regionen der Welt.
 
Es ist beeindruckend, wie sich die aus drei Ländern angereisten Mitglieder und Gäste der Jährlichen Konferenz in unterschiedlichen Sprachen austauschten, um letztlich weise Entscheide zu treffen. Vieles war schon in den Distriktskonferenzen vorbesprochen worden. Und doch versuchte man auch in den Sitzungszeiten bewusst, aufeinander zu hören. Der Versuch, als Teil einer weltweiten Kirche die Beschlüsse der ausserordentlichen Generalkonferenz 2019 nachvollziehen zu können, brachte auch viele Fragen mit sich. In Serbien und Mazedonien sollen an Studientagen im Herbst 2019 die Inhalte sowie die sich daraus ergebenden Konsequenzen diskutiert werden. Und auch dann wird eine wichtige Frage sein: Wie können wir gemeinsam unterwegs sein und bleiben?
 
Quelle: Pfarrer Matthias Bünger, Thun (Schweiz)