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Das Licht weitergeben

In Nord-Mazedonien feiern die Christinnen und Christen in diesen Tagen das Weihnachtsfest. Aber da ist nicht nur die dankbare Erinnerung daran, dass Jesus als Licht der Welt auf diese Erde gekommen ist. Da ist auch die Ermutigung, das Licht weiterzugeben und die Dunkelheit dieser herausfordernden Zeit zu erhellen.
 
«In Nord-Mazedonien ist das Wort ‚Krise‘ so sehr Teil der Alltagssprache, dass es kaum einen Tag gibt, an dem man dieses Wort nicht hört», sagt Martin Konev, Exekutivdirektor der von der Evangelisch-methodistischen Kirche getragenen Diakonie Nord-Mazedonien. Allerdings sei dies nicht ein Phänomen der letzten zwei oder drei Jahre, sondern dies sei praktisch seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 so. Bisher sei das Wort ‚Krise‘ vor allem mit einer schmerzlichen Wirtschaftskrise in Verbindung gebracht worden – eine Situation, die zu einer enormen Abwanderung junger und gut ausgebildeter Menschen führt, und die viele im Land zurückbleibende Menschen in Existenznöte bringt. Neuerdings zögen aber die Wolken einer neuen Krise am Horizont auf: Energiekrise. Es gebe zwar zahlreiche Elektrizitätswerke im Land; deren Unterhalt sei aber sträflich vernachlässigt worden, weshalb Energie aus dem Ausland gekauft werden müsse. Und weil nun – als Folge des Kriegs in der Ukraine – in vielen Ländern Europas von einer Energie-Mangellage gesprochen werde, sei die Stromversorgung in Nord-Mazedonien in den bevorstehenden Wintermonaten keineswegs sichergestellt.
 
Keine einfache Situation für das «Miss Stone-Zentrum», das unter anderem warme Mahlzeiten zubereitet und an bedürftige Menschen in Strumica sowie in Radoviš verteilt. Dank der grosszügigen Unterstützung des methodistischen Hilfswerks UMCOR sowie von Connexio develop wurde der Kauf eines Generators zur Stromproduktion ermöglicht – und durch den enormen Einsatz der Verantwortlichen konnte dieses Projekt noch im Dezember 2022 abgeschlossen werden. Im neu eingebauten Tank lagern nun nicht nur einige Tausend Liter Treibstoff, mit dem der Generator betrieben und die Stromversorgung für die Küche sichergestellt werden kann. Die Fahrzeuge, mit denen die Mahlzeiten ausgeliefert werden, können nun auch deutlich günstiger als bisher betankt werden. Auf diese Weise könne nun verhindert werden, dass über 200 Menschen nichts zu essen hätten, so Martin Konev. «Das Miss Stone-Zentrum in Strumica kann nun weiterhin ein Licht im Dunkeln sein.» Ein Ort, an dem Nächstenliebe konkret wird. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dank derer viele Menschen mit teilweise erschütternden Lebensgeschichten neu zu hoffen und zu vertrauen wagen.
 
In ihrem «Miss Stone-Newsletter» unterstreicht auch Christina Cekov die Wichtigkeit dieser Arbeit: «Die kleine Küche des Miss Stone-Zentrums leistet fast Unglaubliches: Täglich werden dort 230 warme Mahlzeiten zubereitet.» Und es könnten noch weit mehr sein. «Die Warteliste ist lang und wird immer länger, aber die Kapazität der Küche und auch die verfügbaren Finanzen sind vollständig ausgeschöpft», schreibt Christina Cekov.
 
Zum «Miss Stone-Zentrum» gehört auch ein Hauspflege-Projekt, das aber unter sehr widrigen Umständen arbeite, da es kaum medizinisches Fachpersonal gebe, das sich für diese anspruchsvolle Arbeit gewinnen lasse. Gerade im Gesundheitssektor sei die Abwanderung – und die gezielte Abwerbung – ausgebildeter Fachkräfte besonders gross. «Die uns anvertrauten Menschen kennen unsere schwierige Situation und sind besonders dankbar, dass sie trotzdem gleichbleibend gut betreut werden», so Christina Cekov.
 
Zur Arbeit der Diakonie Nord-Mazedonien gehört schliesslich auch ein vielseitiges Bildungsangebot für Roma-Kinder und -Jugendliche in Ohrid. Einerseits umfasst dieses während der Sommerferien eine Sommerschule zur Vorbereitung der Kinder auf die obligatorische Schule. Das Jahr hindurch läuft dieses Projekt dann als ausserschulische Unterstützung der Kinder dann jeweils an den Wochenenden. Andererseits wird auch eine Beratungsstelle für Roma-Mädchen und -Frauen betrieben – ein «Ort für Vorträge, Diskussionen, Beratungen, Zuflucht, Basteln und praktischen Unterricht».
 
Wie sich die Verantwortlichen des «Miss Stone-Zentrums» trotz widriger Umstände für eine Verbesserung der Lebensumstände bedürftiger Menschen einsetzen, verdient höchste Anerkennung. Vom Licht der Welt erfüllt, werden sie selber zu einem Licht, säen eine Saat der Hoffnung in die Herzen der Menschen und lassen diese spüren, dass sie wertvoll sind.
 
Quelle: Martin Konev / Christina Cekov / Urs Schweizer