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Eine Frau, durch die die Menschenfreundlichkeit Gottes erfahrbar wurde

Am 26. März 2024 verstarb Gerda Reiser, die als Sekretärin von Bischof Franz Schäfer viele Segensspuren in der EMK in Mittel- und Südeuropa hinterlassen hatte.
 
Gerda Reiser wurde am 17. Oktober 1935 als jüngstes von drei Kindern geboren. Ihr Leben war von der Kirche geprägt – und mit ihrem Leben prägte sie die Kirche. Als Tochter von Eltern, die in der methodistischen Gemeinde in Olten ihre geistliche Heimat gefunden hatten, nahm sie schon sehr früh am kirchlichen Leben teil. Später, als Jugendliche sang sie im Chor in Zofingen mit, und während sie in Zürich Orgelunterricht genoss, übernahm sie gelegentlich den Orgeldienst in der Gemeinde Zürich-Altstetten. Darüber hinaus engagierte sie sich in der Sonntagschule und in Ferienlagern für Kinder und Jugendliche – wertvolle Zeiten nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für sie selbst. Jahrzehnte später organisierte sie in der Gemeinde Zürich-Wollishofen den Seniorentreff, der jeweils von einer grossen Schar älterer Personen besucht wurde, und sie leistete einen grossen Einsatz bei allen weiteren kirchlichen Anlässen der EMK Zürich 2.
 
Ihren beruflichen Weg begann sie mit einer kaufmännischen Lehre in Olten. Schon ihr späterer Dienst als Direktionssekretärin in der CVB Buch + Druck bot ihr die Möglichkeit, in ihrer Kirche und darüber hinaus Segensspuren zu hinterlassen. Als Ende Mai 1978 Claire Dünner, die damalige Sekretärin von Bischof Franz Schäfer, in den Ruhestand trat, eröffneten sich für Gerda Reiser ganz neue Perspektiven. Ab Juni 1978 arbeitete sie teilzeitlich im Sekretariat des Bischofs der EMK in der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa mit, am 1. Januar 1979 nahm sie dann ihren vollzeitlichen Dienst als Sekretärin von Bischof Schäfer auf. Diese vielfältige, intensive Tätigkeit bereicherte und erfüllte Gerda Reiser sehr. Neben allgemeinen Sekretariatsarbeiten knüpfte und vermittelte sie Kontakte zwischen Menschen und auch zu politischen Ämtern im Ausland. Sie half Menschen in Not, wo und wie auch immer dies nötig war. Und nicht zuletzt organisierte sie auch Reisen des Bischofs in die damals schwer zugänglichen Ostblockstaaten.
 
Edward Puslecki, ehemaliger Generalsuperintendent der EMK in Polen, sagte über ihren Dienst: «Für uns in Polen war sie wie eine Mutter – sie sorgte für die polnischen Methodistinnen und Methodisten genauso wie für unsere Kirche als Institution.» Und Ana Palik-Kuncak, ehemalige Superintendentin der EMK in Serbien erzählte: «Ich gehöre zu denen, die sehr dankbar für ihr Leben und ihren Dienst sind. Ihre Liebe hat mich geschützt und getragen.» Pastorin Esther Handschin aus Österreich, die regelmässig bei Gerda Reiser zu Gast war, formulierte es so: «Wenn ich an Gerda Reiser denke, so fällt mir als erstes diese herzliche Freundlichkeit ein, mit der ich stets empfangen wurde, und durch die ich mich willkommen geheissen fühlte. Durch sie wurde die Menschenfreundlichkeit Gottes erfahrbar.» Und als Bischof Franz Schäfer im Frühling 1989 an der Tagung der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa in Baden in den Ruhestand trat, hielt er am Schluss seiner letzten Bischofsbotschaft fest: «Kaum jemand aber kann ermessen oder ahnen, mit welch unermüdlichem Einsatz Fräulein Gerda Reiser die letzten zehn Jahre sich in den Dienst unserer Zentralkonferenz und in die Arbeit im Bischofsbüro gestellt hat. Ihr gehört auch an dieser Stelle ein besonderes Wort des Dankes und der Anerkennung.»
 
Nach Bischof Schäfers Eintritt in den Ruhestand erledigte Gerda Reiser noch allerlei Sekretariatsarbeiten für ihn, kümmerte sich aber in zunehmendem Mass auch um seinen Haushalt. Vor allem wurde sie den Enkelkindern von Bischof Schäfer nach dem frühen Tod von dessen Ehefrau allmählich zur Ersatzgrossmutter – oder zur «heiteren Eigentlich-Grossmutter» wie es die Nachkommen von Bischof Schäfer selbst liebevoll formulierten.
 
Gerda Reiser war eine «frohe, immer hilfsbereite und dankbare» Frau. So erinnern sich diejenigen, die ihr am nächsten gestanden waren. Und viele, die das Privileg hatten, ein Stück Weg mit ihr zu teilen, würden dem wohl zustimmen. Sie war geprägt von einem starken Glauben, der sie treu, zuverlässig, mit wachem Geist und mit offenem Herzen für viele Menschen so manche Extra-Meilen gehen liess. «Mein Halt ist Gott. Ich weiss, Gott ist bei mir. Er ist immer bei uns. Auch dann, wenn wir es nicht merken oder nicht merken wollen.» Geborgen in diesem Vertrauen beendete sie am 26. März 2024 ihren irdischen Lebensweg.
 
Urs Schweizer, Assistent von Bischof Stefan Zürcher, Zürich (Schweiz)