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«Save our Food» – EMK Davos lanciert Projekt gegen «Food Waste»

Zwei Freikirchenpfarrer in Davos haben mit «Save our Food» ein Projekt lanciert, das verhindert, dass Lebensmittel weggeworfen werden müssen. Die Echos waren sehr positiv. Und die beiden haben schon Pläne, wie sie das Angebot noch breiter aufstellen können.
 
Stefan Pfister, EMK-Pfarrer in Davos, und Mathias Marmet, Pfarrer der dortigen Pfingstgemeinde, haben schon vor Jahren das erste Mal darüber gesprochen, wie sie gemeinsam etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln tun könnten. Anfangs des Jahres haben sich ihre Ideen verdichtet. Im Juni konnten dann zum ersten Mal Lebensmittel, die von der Spar-Filiale in Davos Platz übernommen werden konnten, abgegeben werden.
 
Um ihre Idee zu realisieren, hatten die beiden Pfarrer Anfang März interessierte Personen zu einem Informationsabend eingeladen. Zwar kamen nur acht Personen, die aber waren hoch motiviert. So wurde der Verein «Save our Food» gegründet. Zeitgleich nahmen die beiden mit dem Verein «RestEssBar» Kontakt auf und informierten sich, wie sie ein solches Projekt auch in Davos lancieren könnten. Ausserdem suchten sie das Gespräch mit den lokalen Detailhändlern, um sie für das Projekt zu gewinnen. Coop und Migros wollten sich aus unterschiedlichen Gründen nicht beteiligen. Die örtliche Spar-Filiale war hingegen gerne zur Zusammenarbeit bereit, ebenso die Filiale von Aldi Suisse. Daneben suchten Stefan Pfister und Mathias Marmet auch das Gespräch mit einem Mitarbeiter des Amtes für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit, um wichtige Rahmenbedingungen abzuklären.
 
Im Juni 2019 zum ersten Mal Lebensmittel zur Abholung in der EMK in Davos angeboten. Zur Verfügung gestellt hatte diese die Spar-Filiale. Es handelt sich um Lebensmittel, bei denen das «Zu verkaufen bis»-Datum bereits überschritten, das Mindeshaltbarkeitsdatum aber noch nicht erreicht ist. Anders als bei anderen ähnlichen Projekten gibt es bei diesem RestEssBar-Projekt keine Einschränkungen: Die Lebensmittel werden für alle gratis angeboten. Interessierte erfahren von dem Angebot durch die Facebookseite oder den Newsletter des Vereins.
 
Anfang Juli konnten bereits zum dritten Mal Lebensmittel abgegeben werden, die dieses Mal neben der Spar-Filiale auch aus der nahe der Methodistenkirche gelegenen Filiale von Aldi Suisse kamen. Das Angebot wird bereits gut akzeptiert: Die meisten Lebensmittel sind schnell weg. Und die Reaktionen in der örtlichen Presse, auf der Facebookseite des Vereins und in persönlichen Begegnungen sind sehr positiv.
 
Künftig ist geplant, dass die Lebensmittel in einem Kühlschrank neben der Kirche zugänglich sind. Das ermöglicht, die Lebensmittel dann zu beziehen, wenn Interessierte ohnehin zum Einkauf unterwegs sind.
 
Stefan Pfister und Mathias Marmet sind zudem im Kontakt mit Verantwortlichen des Sozialdienstes in Davos. Ziel ist, dass Personen, die Sozialhilfe beziehen, im Projekt mitarbeiten können, zum Beispiel Reinigungsarbeiten übernehmen oder darauf achten, dass keine Lebensmittel abgegeben werden, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Ausserdem klären die beiden ab, ob in ähnlicher Weise auch Asylsuchende ins Projekt integriert werden könnten. Darüber hinaus planen Stefan Pfister und Mathias Marmet einen «Save-our-Food»-Blog für die Davoser Zeitung zu schreiben. Als sie diese Idee den Verantwortlichen der Davoser Zeitung vorschlugen, fanden sie auch dort offene Ohren.  

 Und die beiden haben noch weitere Pläne: EMK-Pfarrer Stefan Pfister, der mehrmals im Service beim World Economic Forum (WEF) in Davos mitarbeitete, waren die zum Verzehr vorbereiteten Esswaren aufgefallen, die dort manches Mal gar nicht angeboten werden, weil es schlicht zu viel hat. Ihm schwebt darum ein «Food Festival» für Davoserinnen und Davoser vor: Essen, das während des WEF nicht auf einem Buffet, sondern stattdessen schlussendlich im Kehricht landen würde, wird gesammelt und an einem öffentlichen Ort für einen symbolischen Betrag an einem «Food Festival» der Davoser Bevölkerung angeboten. Der Erlös würde in ein gemeinnütziges Projekt fliessen. Nach einem ersten Kontakt mit Alois Zwinggi, dem Managing Director des WEF, signalisierte dieser, dass er gerne mit den beiden über ihre Idee sprechen wolle.
 
«Ich staune selber, was da geschieht, und bin sehr überwältigt», sagt Pfarrer Stefan Pfister angesichts der Dynamik, die das Projekt nun entwickelt. Er freut sich, dass die Pfingstkirche und die EMK-Gemeinde auf diese Weise etwas Sinnvolles für Davos angestossen haben. Auch wenn das für ihn nicht im Vordergrund steht, ist doch auch klar für ihn: «Wenn wir gefragt werden, werden wir ganz bestimmt auch über unsere Motivation vom Glauben her Auskunft geben.»
 
Autoren: Sigmar Friedrich / Stefan Pfister