Vom 23. bis 25. Mai 2025 fand in Katowice die 104. ordentliche Tagung der Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) in Polen statt.
«…dass ihr einander liebt!», hiess das diesjährige Motto aus Johannes 13,34, das gleichzeitig das Jahresthema 2025 ist. In seiner Predigt im Gottesdienst zum Abschluss der Konferenz, der vom polnischen Fernsehen aufgezeichnet wurde, sagte der Leitende Superintendent Andrzej Malicki: «Wer einen Mitmenschen beurteilt und richtet, kann sich irren, wer ihn dagegen liebt, liegt damit niemals falsch.» Er lud die Konferenzgemeinde ein, aus der Liebe Gottes heraus anderen – nicht zuletzt jenen, die einem das Leben schwer machen – Gutes zu tun und sich für deren Wohl einzusetzen. Auch wenn dies in den meisten Berichten aus den Kommissionen und Ausschüssen nicht explizit formuliert war, wurde doch deutlich, dass die EMK in Polen mit ihren verschiedenen Arbeitszweigen gerade darin ihren Auftrag sieht: sich im jeweiligen Umfeld in Wort und Tat für das Gute, Lebensfördernde einzusetzen – mit denjenigen finanziellen Mitteln und personellen Möglichkeiten, die eben vorhanden sind. So ist die Kirche in Polen nach wie vor in der Betreuung von Geflüchteten aus der Ukraine tätig und organisiert Hilfe in der Ukraine selbst. Nicht zuletzt die staatlichen Medien wie Radio und Fernsehen sind wichtige Kanäle, welche die EMK dank ihrer Mitgliedschaft im Polnischen Ökumenischen Rat regelmässig nutzen darf, um für ein breites Publikum sichtbar zu machen, auf wie vielfältige Weise sie die Liebe Gottes weitergibt.
Ein freudiger Anlass für die knapp 60 Konferenzmitglieder und Gäste war die Aufnahme von Szymon Bober als Diakon auf Probe. Einen Wechsel gab es im Kabinett. Anstelle von Sławomir Rodaszyński wurde Adrian Myśliński, Pfarrer in Tarnów, zum Superintendenten berufen. In Polen leiten die Superintendenten mit Ausnahme des Leitenden Superintendenten neben diesem Amt jeweils auch eine Gemeinde.
Die EMK in Polen hat zwar eine eigene theologische Ausbildungsstätte; derzeit gibt es aber keine jungen Menschen, die dort ein Studium im Blick auf den Weg in den vollzeitlichen ordinierten Dienst absolvieren würden. Ein Konferenzmitglied regte an, diesen Umstand zum Anlass zu nehmen, die Schwerpunkte der Ausbildung zu überprüfen. Die sich wandelnde Gesellschaft führt einerseits zu neuen Anforderungen an die Pfarrpersonen und andererseits bei jungen Menschen zu veränderten Erwartungen und Vorstellungen im Blick auf den Dienst als Pfarrerin oder Pfarrer – eine Thematik, welche die EMK nicht nur in Polen, sondern in allen Jährlichen Konferenzen von Mittel- und Südeuropa herausfordert.
Anlass dafür, dass die Gemeinde in Katowice – ca. 80 km westlich von Krakau – nach 2023 schon wieder die Konferenz beherbergte, war ihr 100-jähriges Bestehen, das selbstverständlich im Eröffnungsgottesdienst auch gefeiert wurde. Dazu eingeladen waren ökumenische Gäste aus fünf verschiedenen Kirchen. Die EMK in Katowice ist eine der ältesten methodistischen Gemeinden Polens und die grösste im Süddistrikt. Sie verdankt ihre Entstehung den Aktivitäten der Mission der Southern Methodist Episcopal Church in den frühen 1920er-Jahren. Im November 1922 erwarb diese ein Gebäude in Katowice mit drei Stockwerken, 70 Zimmern, einem grossen Innenhof, einem Garten und einem Nebengebäude. Dort gab es eine Kirche, eine Werkstatt und einen Speisesaal. Die Anzahl der darin verpflegten Personen stieg in kurzer Zeit von 150 auf 400 Personen. Zu dieser Zeit beschäftigte die Mission 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die ersten Mitglieder wurden im Juni 1925 offiziell in die Kirche aufgenommen. Andrzej Malicki, der selbst 17 Jahre Pfarrer in Katowice war, schrieb rückblickend: «Das Werk hat sich prächtig entwickelt, wobei es in den letzten hundert Jahren Höhen und Tiefen erlebt hat. Heute sehen sowohl diese Gemeinde als auch unsere Kirche als Ganzes anders aus. Wir leben in anderen Zeiten, die Realität ist anders, aber eines hat sich nicht geändert – die Botschaft des Evangeliums und unser Herr Jesus Christus, der gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist.»
Quelle: Bischof Stefan Zürcher, Zürich (Schweiz)
Foto: Der neue Superintendent Adrian Myśliński