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Geschlossene Tür wird zum Segen

Wo sich Türen absehbar oder unvermittelt schliessen, bleiben oft unverwirklichte Pläne und Enttäuschung zurück. Manchmal sind es aber gerade geschlossene Türen, die den Horizont weiten und auf ganz besonderen Wegen zum Segen werden.
 
Die Kirche des Nazareners, eine in der methodistischen Tradition stehende Freikirche, hatte 1965 in der deutschen Exklave Büsingen (bei Schaffhausen/Schweiz) eine internationale Bibelschule gegründet. Dort sollten Männer und Frauen auf die Ordination und den Dienst im Reich Gottes vorbereitet werden. Schon in den frühen 1990er-Jahren begann die Schule dann einen Prozess, der neben der Weiterführung des Campus in Büsingen auch die Schaffung dezentraler Studienzentren in europäischen Ländern beinhaltete. Letztere sollten jenen Männern und Frauen eine theologische Ausbildung ermöglichen, die nicht in Büsingen studieren konnten – auch weil sie der englischen Sprache nicht mächtig waren. Doch dann wurde die Bildungsstätte mit unvorhersehbaren Entwicklungen konfrontiert, die letztlich zum Entscheid führten, das Campus-Programm aus studienbezogenen, finanziellen und personellen Gründen per Sommer 2011 zu schliessen.
 
Die theologische Ausbildung ging und geht jedoch weiter – dezentral, in heute 15 regionalen Studienzentren. Und als die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) in Albanien vor der Frage stand, wo ihre künftigen Pastoren eine Ausbildung in albanischer Sprache absolvieren konnten, zeigte sich im regionalen Studienzentrum für Albanien und den Kosovo eine verheissungsvolle Antwort.
 
Mustafa Isufi, seit zahlreichen Jahren umsichtiger und menschenzugewandter Leiter der EMK-Gemeinde in Pogradec und Mitglied des Leitungsteams der EMK in Albanien, absolvierte also in den vergangenen Jahren das gesamte Studienprogramm und konnte Mitte November 2018 das entsprechende Diplom entgegennehmen. Die Ausbildung, die einem vollen Bachelor-Studiengang entspricht, war für ihn herausfordernd, musste er sie doch nebenberuflich absolvieren. Umso mehr ist der erfolgreiche Abschluss Grund zur Freude und Dankbarkeit – und Ansporn für die zwei anderen methodistischen Studenten aus Albanien, Florian Çela und Gjergj Lushka.
 
«Als Pastor wird von mir erwartet, dass ich eine Koordinationsrolle im kirchlichen Leben, in der Begleitung von Projekten sowie in der Beziehung mit den Bedürftigen übernehme. Manchmal gelingt es uns durch unseren Glauben und durch tätige Liebe, ein kleines Licht Hoffnung, Ermutigung und Liebe an andere weiterzugeben. Manchmal gelingt uns dies auch nicht. Unabhängig davon bleibt es aber meine Aufgabe, mit Menschen auf ihrem Glaubens- und Lebensweg unterwegs zu sein.» Mit dieser Überzeugung führt Mustafa Isufi seinen wertvollen Dienst in der sich erfreulich entwickelnden EMK in Albanien weiter. Und dass er dabei Segensspuren hinterlässt, hängt auch ein wenig damit zusammen, dass sich vor Jahren in einem kleinen Dorf am Rhein eine Tür geschlossen hat.
 
Quelle: Sekretariat des Bischofs Patrick Streiff, Zürich