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Glauben teilen in herausfordernden Zeiten

Natürlich, man kann den Blick schon auf das richten, was NICHT möglich ist. Aber niemand wird dazu gezwungen, dies zu tun…
 
Dass in den vergangenen Monaten das kirchliche Leben teilweise massiv eingeschränkt wurde, war in den Ländern des östlichen Mitteleuropas und des Balkans genauso eine Realität wie ein markanter Ausbau digitaler Angebote für alle Generationen. Dass geteilter Glaube und tätige Liebe in Zeiten der Covid-19-Pandemie nur noch in elektronischer Form vorgekommen wären, stimmt allerdings bei weitem nicht, wie die folgenden Beispiele zeigen:
 
So wurde in einer EMK-Gemeinde in Nord-Mazedonien ein Konzert von Teenagern und Jugendlichen durchgeführt, das die Herzen der Zuhörenden zu berühren vermochte. Nicht nur die Melodien, sondern auch die gesungenen Texte begleiteten die Menschen noch lange als Ermutigung auf ihrem Weg durch den Alltag.
 
Der Pastor einer EMK-Gemeinde in Polen ist nicht nur regelmässig in seiner Kirche anzutreffen, sondern auch bei einer Fabrik in seiner Stadt, wo LKWs beladen werden. Der Pastor nutzt dort jeweils die Gelegenheit, mit den LKW-Fahrern über ihr Leben zu sprechen, er verteilt ihnen Bibeln, und er hilft ihnen, sie zu lesen und zu verstehen. Es ist ein Dienst, der Wirkung erzielt, wie der Pastor immer wieder feststellen kann, wenn die LKW-Fahrer nach teilweise langen Fahrten wieder in die Stadt zurückkehren und über ihre Fragen zur Bibel, zum Glauben und zum Leben sprechen möchten.
 
Eine EMK-Gemeinde in Serbien ist zu einer Zufluchtsstätte für Migrantinnen und Migranten geworden. Oft ist das Lager überfüllt, in dem diese untergebracht sind. Wenn sie dann die Gelegenheit erhalten, tagsüber das Lager zu verlassen, nehmen sie gerne die Möglichkeit wahr, im Gottesdienstraum der Gemeinde Ruhe zu finden und in einer Zeit des Gebets oder des Gesprächs Kraft und Ermutigung für die nächste Wegstrecke zu erhalten. Das Kirchengebäude dieser Gemeinde dient auch als «Logistikzentrum», wo das, was anschliessend im Rahmen von Hilfsaktionen in diesem Lager verteilt wird, gelagert wird.
 
In Bulgarien hat eine EMK-Gemeinde auch im vergangenen Winter regelmässig eine Suppenküche betrieben. Immer wieder haben die Gäste den Verantwortlichen erzählt, wie sie ihre Arbeitsstellen, ihr Zuhause, ihre Familien verloren haben. Oft haben diese Verlusterfahrungen mit einem Alkoholmissbrauch beziehungsweise mit einer Alkohol-Abhängigkeit zu tun. Die Gemeinde hat deshalb inzwischen eine Zusammenarbeit mit der Organisation «Anonyme Alkoholiker» gestartet, und die Gemeinde prüft, nun auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von alkoholkranken Menschen aufzubauen.
 
In Rumänien war die Situation gerade für Roma extrem schwierig. Sie waren monatelang isoliert und jeglicher Möglichkeit beraubt, ihre Dörfer zu verlassen, um einzukaufen. Die Verantwortlichen der EMK besuchten deshalb diese Dörfer regelmässig und brachten den Roma Lebensmittel und andere Hilfsgüter. Diese Unterstützung hatte segensreiche Auswirkungen auf so manche Familie, und jetzt, da es wieder mehr Bewegungsfreiheit gibt, finden weiterhin regelmässige Veranstaltungen statt für Kinder und Erwachsene, an denen das im Vordergrund steht, was den Hunger und den Durst der Seele stillt.
 
In Tschechien wurde die Pandemie genutzt, um Gutes zu tun. In einer EMK-Gemeinde wurden Gesichtsmasken genäht und in der Stadt verteilt. Bedürftigen Familien konnten Computer zur Verfügung gestellt werden, damit die Kinder am Fernunterricht teilnehmen konnten. Alleinerziehende Mütter in einer finanziellen Notlage erhielten Lebensmittel und Hygieneartikel.
 
Diese und viele anderen Gemeinden im östlichen Mitteleuropa und auf dem Balkan haben in den Herausforderungen der vergangenen Monate unter Beweis gestellt, was man zu tun in der Lage ist, wenn man sich nicht auf das konzentriert, was man eben nicht zu tun in der Lage ist.
 
Quelle: Urs Schweizer, Assistent des Bischofs der EMK in Mittel- und Südeuropa