Logo

Wenn nicht alle Grenzen überwunden werden können

Seit vielen Jahren ist das Miss-Stone-Zentrum in Strumica (Nord-Mazedonien) ein Leuchtturm der Nächstenliebe und der Hoffnung – trotz aller Herausforderungen, die immer wieder auftauchen. und die den Verantwortlichen und Mitarbeitenden viel Kraft abverlangen.
 
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Miss-Stone-Zentrums, einer diakonischen Einrichtung, die mit der Evangelisch-methodistischen Kirche in Nord-Mazedonien eng verbunden ist, leisten mit grossem Engagement und im Rahmen verschiedener Arbeitszweige einen beeindruckenden und inspirierenden Dienst zum Wohl von Menschen, um die sich sonst kaum jemand oder überhaupt niemand kümmert. Immer wieder werden sie dabei mit Hindernissen konfrontiert, die unüberwindbar scheinen.
 
Da die beiden Monate Mai und Juni 2023 sehr regnerisch waren, konnten viele Agrarprodukte erst spät angebaut werden. In Kombination mit einem sehr heissen Juli bedeutete dies eine beträchtliche Ernte-Einbusse – und dies wiederum hatte eine markante Preissteigerung im Bereich landwirtschaftlicher Produkte zur Folge. Es liegt auf der Hand, dass das Miss-Stone-Zentrum, das rund 250 Personen mit täglichen Mahlzeiten versorgt, besonders von dieser Entwicklung betroffen ist.
 
Trotzdem werden immer wieder auch Grenzen verschoben. Die maximale Kapazität der Küche im Miss-Stone-Center war schon früher von 150 auf 170 Mahlzeiten pro Tag angehoben worden. Aktuell sind es sogar über 195 Personen, die vom Projekt «Essen auf Rädern» profitieren. Mitko Konev, Leiter des Miss-Stone-Zentrums, meinte lakonisch: «Bei den Neuzugängen handelt es sich um solch schlimme Fälle – wir können sie ganz einfach nicht abweisen.» Mit über 50 Personen ist auch die Warteliste für diesen Dienst so voll wie noch nie.
 
Beim Projekt «Warme Suppe für Radoviš», das längst nicht mehr nur eine Suppe umfasst, sondern einen täglich variierenden, nahrhaften Eintopf, ist die Warteliste ebenfalls lang. Aus Kapazitätsgründen und angesichts der vorhandenen finanziellen Mittel ist die Zahl der Essensempfängerinnen und -empfängern aber auf 50 beschränkt.
 
Ohne die grosszügige und treue Hilfe von Einzelpersonen, Gemeinden und Organisationen im Ausland wäre diese Arbeit im aktuellen Ausmass nicht möglich. Und die Verantwortlichen vertrauen darauf, dass auch Gott immer wieder auf besondere Weise wirkt, wo sie an ihre Grenzen kommen. Dass, wie schon in der Vergangenheit, gangbare Wege in eine hoffnungsvolle Zukunft erkennbar werden, wo im Moment keine zu sein scheinen.
 
Aber wenn es beispielsweise seit eineinhalb Jahren nicht möglich ist, Ersatz für ausgefallenes Pflegepersonal zu finden, weil gut ausgebildete Pflegekräfte gezielt von Einrichtungen in Westeuropa abgeworben werden, dann gibt es keine andere Möglichkeit als den Umfang des Hauspflegeprojekts zu reduzieren. Nur so kann – mit der verbliebenen, äusserst engagierten Fachfrau – die hohe Qualität der medizinischen und pflegerischen Hilfe für alte und zumeist bettlägerige Personen sichergestellt werden.
 
In der Arbeit mit Roma-Kindern und -Jugendlichen in Ohrid gibt es einerseits sehr positive Erfahrungen. 20 Kinder zwischen fünf und 14 Jahren nehmen an den Angeboten der Roma-Schule teil. Vor allem die Gruppe mit den jüngsten Kindern bereitet den Verantwortlichen viel Freude. Die Kinder haben sich in der ersten Klasse gut in die Gemeinschaft eingefügt, und leistungsmässig halten einige von ihnen mit den Stärksten mit. Omer, ein Junge der Gruppe, hat sogar den ersten Preis bei einem Mathematik-Wettbewerb für Erstklässler gewonnen. Die Arbeit der Beratungsstelle für Roma-Mädchen und junge Roma-Frauen hingegen lief im Juni 2023 aus. Die Verantwortlichen der Arbeit sind dankbar, dass sie während einer Zeit von vier Jahren durch praxisbezogenen Unterricht, die Vermittlung von Ausbildungsstellen und persönliche Zuwendung sowie Einzelberatung eine Hilfe für eine hellere Zukunft anbieten konnten.
 
Durch das grosse Engagement zahlreicher Männer und vor allem Frauen gelingt es immer wieder, Hindernisse zu überspringen und Zeichen der Hoffnung zu setzen. Aber es gibt auch persönliche Schicksalsschläge, Sorgen und Probleme, von denen die engsten Mitarbeitenden nicht verschont bleiben. Gerade wo sich kein weiter Raum auftut, und wo Grenzen nicht überwunden werden können, braucht es viel Kraft, Durchhaltevermögen – und Unterstützung von aussen. Auch deshalb sind die Verantwortlichen des Miss-Stone-Zentrums von Herzen dankbar, wenn Sie im Spannungsfeld von Grenzen, die überwunden werden können, und solchen, die akzeptiert werden müssen, an deren Seite bleiben.
 
Quelle: Urs Schweizer, Assistent des Bischofs, Zürich (auf der Grundlage eines Rundbriefes von Christina Cekov, Strumica, Nord-Mazedonien)
 
 
Photos: Hauspflegeprojekt / Projekt «Suppe für Radovish» / Miss Stone Center