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Ist der neue Bischof eigentlich schon Bischof?

Derzeit ist die EMK in Mittel- und Südeuropa in einer besonderen Situation, sind es doch gleich zwei Bischöfe, die sich die Verantwortung für dieses Gebiet teilen. Oder ist es doch nochmals ein wenig anders?
 
Am 26. Februar 2023 werden es genau 100 Tage sein, seit Stefan Zürcher zum Bischof der EMK in der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa gewählt worden ist. Während ein solcher Tag gerne genutzt wird, um ein erstes Fazit zu ziehen, sind die Dinge hier ein wenig anders gelagert. Denn der bisherige Bischof Patrick Streiff wird erst auf den 1. August 2023 endgültig in den Ruhestand treten.
 
Wie genau gestaltet sich also der Übergang vom bisherigen zum neuen Bischof? Und was ist Letzterem schon jetzt in dieser Übergangszeit wichtig?
 
Bischof Zürcher hatte noch im November 2022 eine erste Reise nach Deutschland unternommen. Im Januar 2023 war er in die USA geflogen, wo eine Einführungsveranstaltung für alle im Herbst 2022 neu gewählten Bischöfinnen und Bischöfe der EMK stattfand. Auf den 1. Februar 2023 erfolgte dann Bischof Zürchers offizieller Amtsantritt. Anlässlich dieses bedeutsamen und doch unspektakulär begangenen Tages schrieb er einen sehr persönlichen Brief an die Leitungspersonen der EMK in den verschiedenen Ländern Mittel- und Südeuropas. Darin erwähnte Bischof Zürcher unter anderem die Stichworte Vorfreude und Respekt, Dankbarkeit und Vertrauen.
 
«Ich freue mich auf viele Begegnungen und Gespräche in den kommenden Monaten», so Bischof Zürcher. Nicht um zu sagen, was Sache ist, sondern um «von und mit euch zu lernen und meinen Horizont zu erweitern». In diese Vorfreude mischt sich aber auch das Bewusstsein für den Umfang seines Amtes. «Die Zeit, in der wir leben, ist von vielen Herausforderungen geprägt – innerhalb und ausserhalb der Kirche.» Die politischen, kulturellen, gesellschaftlichen, religiösen und damit auch kirchlichen Gegebenheiten in der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa seien von Land zu Land zum Teil sehr verschieden. «Das wird mich herausfordern.» Umso dankbarer sei er, die mit seinem neuen Amt verbundenen Aufgaben nicht allein tragen zu müssen.
 
«Seit meiner Wahl im November erlebte ich grosses Vertrauen und Wertschätzung.», fuhr Bischof Zürcher fort. Dafür sei er von Herzen dankbar, denn ohne gegenseitiges Vertrauen gehe es nicht. Dass dieses Vertrauen auch in Zeiten unerfüllter Erwartungen und begrenzter Möglichkeiten tragfähig bleibe, ist seine Hoffnung. «Haltet am Vertrauen fest, damit unser Miteinander auch in solchen Momenten trägt.», bat er die kirchlichen Leitungspersonen.
 
Einige Tage nach seinem offiziellen Amtsantritt reiste Bischof Zürcher mit Bischof Patrick Streiff nach Rumänien – und solche gemeinsamen Reisen wird es in nächster Zeit noch einige geben. Bischof Zürcher äusserte sich dankbar für diese Zeit des gemeinsam gestalteten Übergangs. «In diesen ersten Monaten werde ich Bischof Patrick Streiff begleiten und von ihm Einblick in die neuen Aufgaben erhalten. Darüber bin ich sehr froh.»
 
Inmitten aller neuer Aufgaben wird sich der neu gewählte Bischof aber auch im Loslassen üben müssen. Auf Anfang März wird er sein Amt als Distriktsvorsteher des Distrikts Nordwestschweiz an Stefan Zolliker übergeben, und im Mai wird der Umzug in eine neue Wohnung erfolgen.
 
Die Bischöfe Streiff und Zürcher werden die diesjährigen Tagungen der Jährlichen Konferenzen gemeinsam besuchen. Die Tagungen werden noch unter der Leitung des bisherigen Bischofs Streiff stehen; der Abschluss-Gottesdienst wird dann jeweils von Bischof Stefan Zürcher geleitet werden, und mit diesem Tag wird auch die Verantwortung für das jeweilige Gebiet auf ihn übergehen. Wo immer möglich, wird Bischof Zürcher dann noch einige Tage länger bleiben, um im Rahmen von Begegnungen, Gesprächen und Besuchen ein gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen. «Dieser Austausch soll uns ermutigen, auf je eigene Weise Menschen auf ihrem Weg in die Nachfolge Jesu zu begleiten, um die Welt zu verändern.», so Bischof Zürcher.
 
Auch wenn die genaue Regelung der Übergangszeit zwar eine notwendige, aber eben auch eine eher interne Angelegenheit ist, so ist Bischof Zürcher überzeugt, dass die EMK in Mittel- und Südeuropa nicht auf sich selbst fokussiert sein soll. «Möglichst viele sollen Gottes Schalom erleben und die Erfahrung machen, genug zu haben – innerhalb und ausserhalb unserer Kirche.» Das Teilen von Leben und Glauben, von Sein und Haben sei sowohl Einladung als auch eine schöne Aufgabe, und er wolle gerade die Leitungspersonen der EMK darin begleiten und unterstützen, «so gut ich kann».
 
Quelle: Bischof Stefan Zürcher / Urs Schweizer, Assistent des Bischofs