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Glaube wird in der Liebe tätig

Die Tagung der Provisorischen Jährlichen Konferenz Bulgarien-Rumänien wird 2020 wohl die einzige bleiben, in der alle Mitglieder aus zumindest einem Land und auch der Bischof physisch teilnehmen können. Bulgarien hat Ende September noch niedrige Zahlen an täglichen Corona-Neuinfektionen. So tagte die Konferenz verkürzt vom 25.-26. September in Varna am Schwarzen Meer.
 
Während in der Schweiz in höheren Lagen bereits der Schnee Einzug hielt, konnte der Bischof ohne Behinderungen nach Bulgarien hin- und zurückreisen und noch einmal sommerliche Temperaturen geniessen. Das Meer wäre sogar warm genug für ein Bad gewesen. Doch dieses Jahr kamen weniger Touristen in diese Ferienregion. Der wirtschaftliche Einbruch ist für viele Menschen sehr stark spürbar. Weil Ende September die Schulen nach drei Monaten Sommerpause wieder geöffnet worden sind, erwarten hier alle für den Herbst deutlich höhere Covid-Fallzahlen und einen Notstand mit vielen Erkrankungen unter den zumeist älteren Lehrerinnen und Lehrern.
 
In Rumänien ist die Situation anders, denn die Fallzahlen waren schon bald nach der Öffnung des Landes im Frühsommer wieder stark angestiegen. Deshalb beteiligten sich die Mitglieder aus Rumänien nur online an den Konferenzsitzungen. Es war deutlich spürbar, dass beide Seiten bedauerten, sich nicht physisch treffen zu können. Die Berichte gaben aber einen guten Einblick in die Arbeit der Kirche in beiden Ländern und die Art und Weise, wie die Herausforderungen des Lockdowns gemeistert wurden.
 
In Bulgarien hat die Regierung während des Lockdowns die Durchführung von Gottesdiensten nie untersagt. Die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche bestand darauf, in dieser besonderen Situation – wie schon während Pandemien früherer Jahrhunderte – weiterhin Gottesdienste zu feiern und die Heilige Kommunion zu spenden. Die Kirchenvorstände der EMK in Bulgarien und Rumänien beschlossen aber, während des Lockdowns keine Gottesdienste in ihren Kirchen und Kapellen zu halten – und anschliessend nur mit Schutzmassnahmen. Die meisten Kirchenglieder begrüssten diese Entscheidung. Es gab aber auch einzelne, die darin einen Mangel an Gottvertrauen sahen.
 
In beiden Ländern stellte die Kirche sehr rasch auf neue Online-Angebote um. Und sie erreichte damit neue Menschen, die zuvor nicht in die Gottesdienste in die Kirchengebäude gekommen waren. Einige dieser Online-Angebote gehen noch immer weiter. So gibt es zum Beispiel in Bulgarien weiterhin jeden Morgen um acht Uhr eine kurze Besinnung und ein Morgengebet. Als der Superintendent versehentlich die Ausstrahlung an einem Tag auf acht Uhr abends programmiert hatte, erhielt er am Morgen viele Telefonanrufe beunruhigter Menschen, ob er krank sei. Die Anruferinnen und Anrufer würden die Morgenbesinnung sehr vermissen.
 
Die schriftlichen Berichte und mündlichen Ergänzungen während der Konferenzberatungen zeigten auf vielfältige Weise, wie Gemeinden bedürftigen Menschen in der Gesellschaft weiterhin sozialdiakonische Hilfe leisteten. In Bulgarien und in Rumänien wird der Glaube in der Liebe tätig.
 
Die nächste Jährliche Konferenz ist nun für den 8.-11. April 2021 geplant. Alle hoffen, dass dann auch die Geschwister aus Rumänien wieder anreisen können.
 
Quelle: Bischof Patrick Streiff, Zürich (Schweiz)
Foto: Online-Teilnahme der Konferenzmitglieder aus Rumänien (Foto: Stoyan Stalev)