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Nicht wie gewohnt

Die Welt verändert sich. Auch die Evangelisch-methodistische Kirche tut dies. Nicht im selben Tempo zwar, aber immerhin. Dies bringt neue Herausforderungen mit sich. Manchmal aber auch neue Möglichkeiten. Die EMK-Gemeinde in Thun (Schweiz) hat dies auf besondere Weise erfahren.
 
Mission war früher einmal, vereinfacht gesagt: Die Kirche in Europa und in den USA sendet Missionarinnen und Missionare in den globalen Süden, um dort das Evangelium zu verkünden und den Menschen auf umfassende Weise zu helfen. Heute hat die Kirche im Süden in der Regel genügend eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb setzt die EMK einen Schwerpunkt auf die Befähigung von einheimischen Leitungspersonen und auf die Koordination eines nachhaltigen Aufbaus von Programmen, die eine positive Wirkung in der Gesellschaft erzielen. Ausgesandt werden in den meisten Fällen «nur» noch Koordinationspersonen.
 
Geld hingegen wird in der Schweiz und in Frankreich noch immer gesammelt. Es ist in einer weltweiten Kirche irgendwie naheliegend, dass diejenigen «Familienmitglieder», die mehr haben, mit jenen teilen, die weniger haben. Aber auch hier beginnt sich etwas zu verändern. In diesem Jahr hat Connexio, das Netzwerk für Mission und Diakonie der EMK, beispielsweise auch schon Spenden aus Tschechien und Polen erhalten, und die EMK in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Bulgarien hat den Fonds Mission in Europa unterstützt.
 
Die EMK-Gemeinde in Thun (Schweiz) ist nun noch einen Schritt weitergegangen. Als sie eine Partnerschaft mit der EMK-Gemeinde in Kisač (Serbien) einging, stand für beide Seiten im Vordergrund, voneinander zu lernen, einander helfen und miteinander feiern zu wollen. Sie wollten eine Freundschaft aufbauen, die nicht einseitig ist. Zuerst gab es Besuche in Kisač – eine Gruppe half beim Bau von Nebenräumen, in einem Jugendcamp und bei den Kindertagen mit. Doch dann war die Frage: Gibt es auch eine Möglichkeit, dass unsere Freunde in Kisač uns helfen? 
 
Aus dieser Frage entstand die Idee, eine vierköpfige Gruppe begabter Handwerker einzuladen, damit diese bei der Umgestaltung des Gottesdienst-Raumes (Emporen-Umbau) in Thun mithelfen konnten. So reisten Ende Juli 2018 vier Männer aus Serbien nach Thun und setzten sich tatkräftig dafür ein, dass die EMK Thun ihr Umbau-Projekt realisieren konnte. Es wurde jedoch nicht nur gearbeitet – auch wenn es die eine oder andere Sprachhürde zu überwinden galt, fanden auch viele Kontakte, touristische Besichtigungen, Gespräche und sogar die Teilnahme an der Bundesfeier statt.
 
Nein, es war definitiv nicht wie gewohnt. Aber die Rückmeldungen aller Beteiligten waren sehr positiv. Und vielleicht ist der Besuch aus Kisač ja auch eine gute Gelegenheit, Mission und internationale Zusammenarbeit einmal ganz anders zu denken.
 
Quelle: Matthias Bünger und Hanspeter Reusser, Thun / Urs Schweizer, Zürich